Mastitis puerperalis
von lateinisch: puerpera - Wöchnerin
Synonym: Mastadenitis puerperalis
Englisch: puerperal mastitis, postpartum mastitis
Definition
Die Mastitis puerperalis ist eine meist in der 2. bis 4. Woche nach der Geburt (post partum) auftretende, akute Entzündung der weiblichen Brustdrüse (Mamma) im Wochenbett.
Epidemiologie
Bisher galt die Mastitis puerperalis als häufigste akute Entzündung der weiblichen Brustdrüse. In den letzten Jahren hat die Inzidenz der Mastitis non-puerperalis stark zugenommen, während der Anteil der Mastitis puerperalis von 50 % auf 40 % gesunken ist.
Ätiologie und Pathogenese
Die Mastitis puerperalis ist eine akute bakterielle Entzündung, die in etwa 94 % der Fälle von Staphylococcus aureus ausgelöst wird. Seltener kann man Streptokokken, Escherichia coli, Pneumokokken, Klebsiellen und Proteus nachweisen. Oft werden die mütterlichen Erreger durch den innigen Kontakt mit dem Neugeborenen auf den Nasen-Rachen-Raum des Säuglings übertragen.
Beim Stillvorgang dringen diese Bakterien nun durch Rhagaden, die durch die mechanische Belastung beim Stillen an der Brustwarze entstanden sind, in die Lymphspalten des Bindegewebes ein. Es entwickelt sich eine sich diffus-ausbreitende interstitielle Mastitis. Bei Milchstau sind die gestauten Ausführungsgänge der Milchdrüse (Ducti lactiferi) als Infektionsweg prädisponiert. Dann entwickelt sich meist eine auf das Milchgangsystem begrenzte parenchymatöse Mastitis.
Symptomatik
Nur selten ist der gesamte Drüsenkörper betroffen, meist beschränkt sich die Entzündung auf ein begrenztes Areal, am häufigsten auf den oberen äußeren Quadranten. Die Symptome entsprechen den Kardianalsymptomen der Entzündung:
- Rötung der Brust (Rubor)
- Überwärmung der Brust (Calor)
- Schwellung des betroffenen Gewebes (Tumor)
- Schmerzen (Dolor): eine Palpation des betroffen Areals wird meist nicht toleriert
- eingeschränkte Stillfunktion (Functio laesa)
Die Lymphknoten der Achseln sind meist geschwollen, die Patientin hat Fieber über 38 °C und leidet an einem ausgeprägten Krankheitsgefühl.
Die Entzündung verläuft im Anfangsstadium zunächst diffus (Phlegmone). Wird die Entzündung in diesem Stadium nicht behandelt, entwickelt sich nach einigen Tagen ein abgekapselter, eingeschmolzener Abszess.
Diagnostik
Klinik
Das klinische Bild und die klinische Untersuchung geben den entscheidenden Hinweis.
Bildgebung
Durch die Sonographie der Brustdrüse, lässt sich der abgekapselte Abszess gut darstellen.
Therapie
Im Anfangsstadium kann die Entzündung konservativ behandelt werden:
- Die Mutter kann und soll weiter stillen. Das frühere Dogma "Stillverbot, Abpumpen und Verwerfen der Milch" ist veraltet, wird allerdings leider noch häufig erwähnt. Die Infektionsgefahr für das Kind ist gering.
- Kühlung durch Alkoholumschläge (Cave: Austrocknung der Haut) oder Quarkwickel
- Ausmassieren der Brust (ggf. unter der Dusche)
- Antibiotika: Nur im phlegmonösen Stadium ist die Gabe von Antibiotika (Cephalosporine, Breitbandpenicilline) sinnvoll.
Im fortgeschrittenen Stadium wird folgendermaßen therapiert:
- Abpumpen der Milch und medikamentöse Hemmung der Milchproduktion durch Prolaktinhemmer: Bromocriptin, Lisurid, Cabergolin.
- Wärmetherapie, um den Einschmelzungsprozess zu beschleunigen
- Abszessspaltung mit Drainage
Da der Abszessspaltung eine Sekundärheilung mit Narbenbildung folgt, sollte möglichst frühzeitig behandelt werden.
Quellen
- Spencer, Management of Mastitis in Breastfeeding Women, Am Fam Physician, 2008