Leitstellendisponent
Englisch: emergency call taker, emergency medical dispatcher
Definition
Ein Leitstellendisponent ist eine zentrale Einsatzkraft in einer Leitstelle. Er/sie ist für die Annahme von Notrufen, die strukturierte Abfrage medizinischer und nicht-medizinischer Notlagen sowie für die Alarmierung und Koordination der entsprechenden Einsatzmittel zuständig.
Hintergrund
Die Leitstellendisponenten sind die erste Instanz im Notfall, auch wenn sie selbst nicht am Einsatzort präsent sind. Mit ihren Entscheidungen stellen sie die Weichen für das weitere Vorgehen, mit unmittelbaren Auswirkungen auf das Outcome der Patienten und die Effizienz des Gesamteinsatzes.
Zu ihren Hauptaufgaben gehören:
- die standardisierte Notrufabfrage
- bei Bedarf das Anleiten zur Ersten Hilfe oder Telefonreanimation
- die Einsatzlenkung
- die Lagedarstellung
Darüber hinaus unterstützen Leitstellendisponenten die Einsatzleitungen durch wichtige Informationen. Dazu zählen unter anderem Hinweise zu Gefahrstoffen oder das Übermitteln von Rettungskarten bei der technischen Rettung.
In Deutschland arbeiten Leitstellendisponenten in der Regel in integrierten Leitstellen, die Feuerwehr, Rettungsdienst und teilweise auch den Katastrophenschutz disponieren.
Der Beruf des Leitstellendisponenten selbst hat in den letzten Jahrzehnten einen erheblichen Wandel durchlaufen. Früher gab es keine standardisierte Ausbildung, viele Disponenten kamen direkt aus dem Einsatzdienst. Die Alarmierung lief zunächst über Telefon, später über Analogfunk. Die Einsatzdokumentation erfolgte mit Papierprotokollen; erst seit der Jahrtausendwende setzte sich zunehmend die elektronische Datenerfassung durch, die heute (2025) Standard ist.
Ausbildung
Die Ausbildung von Leitstellendisponenten ist abhängig von der Trägerschaft der jeweiligen Leitstelle und variiert dementsprechend.
- In Leitstellen, die von Berufsfeuerwehren betrieben werden, verfügen die Disponenten in der Regel über eine Ausbildung im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst und haben zusätzlich eine Qualifikation als Rettungssanitäter oder Notfallsanitäter erworben.
- Leitstellen unter Landkreisträgerschaft setzen dagegen mindestens eine notfallmedizinische Ausbildung zum Rettungssanitäter voraus; zusätzlich haben die Disponenten in der Regel den Gruppenführerlehrgang der Freiwilligen Feuerwehr absolviert.
Unabhängig von der Trägerschaft nehmen alle Leitstellendisponenten an speziellen Aus- und Fortbildungen an Landesfeuerwehrschulen teil. Diese umfassen unter anderem Leitstellenorganisation, Stressbewältigung, Prävention sowie die Bearbeitung besonderer Einsatzlagen. Ergänzend sollen jährliche Fortbildungen sicherstellen, dass das Fachwissen der Disponenten kontinuierlich aktualisiert und erweitert wird.
Da es bislang keine einheitliche Ausbildung für die Tätigkeit als Leitstellendisponent gibt, bestehen seit einigen Jahren Bestrebungen, eine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung zum Leitstellendisponenten zu etablieren. Einige Bundesländer (z.B. Bayern und Schleswig-Holstein) haben bereits erste eigene modular aufgebaute Ausbildungsgänge geschaffen.
Literatur
- Hackstein und Sudowe, Handbuch Leitstelle – Strukturen, Prozesse, Innovationen, 3. Aufl., S+K Verlag für Notfallmedizin, 2023
- Holzner und Loher, Bayern: neues Berufsbild „Leitstellendisponent“, BRANDSchutz, 2024
- Qualifizierung zum/zur Leitstellendisponent/in – IRLS Süd, abgerufen am 3. Oktober 2025
- Fachverband Leitstellen e.V.: Positionspapier 2022 zu den zukünftigen Schwerpunkten der Verbandsarbeit , abgerufen am 8. Oktober 2025
- Degenhart et al., Berufsbild Leitstellendisponent: Ein bayerischer Weg, Fachverband Leitstellen, 2024
- AGBF Bund – AK Ausbildung, Fachempfehlungen Leitstellenmitarbeiter:in der Zukunft, 2023
- Leitstelle Nord, Ausbildung zum Leitstellendisponenten, abgerufen am 8. Oktober 2025