Katastrophenschutz
Synonyme: KatSchutz, KatS
Definition
Der Katastrophenschutz, kurz KatS, umfasst alle strukturierten Maßnahmen zur Bewältigung außergewöhnlicher Schadenslagen mit potenziell massiven Auswirkungen auf Leben, Gesundheit und Versorgungsstrukturen. Dazu zählen medizinische und logistische Einsätze bei Naturkatastrophen, Großunfällen, Pandemien oder technischen Ausfällen (z.B. Strom- oder Wasserversorgung). Er ist zentraler Bestandteil des Bevölkerungsschutzes in Deutschland.
Hintergrund
Gesetzliche Grundlage ist das Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz (ZSKG). Zuständig für die Umsetzung sind die Bundesländer. Der Bund übernimmt unterstützende Aufgaben, vor allem durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das Technische Hilfswerk (THW).
Die Ursprünge des modernen Katastrophenschutzes liegen in den 1960er-Jahren, als im Zuge der Notstandsgesetzgebung erste Konzepte zur organisierten Katastrophenhilfe entwickelt wurden. Katastrophen wie das Elbhochwasser (2002), die COVID-19-Pandemie oder die Flutkatastrophe im Ahrtal (2021) zeigten sowohl die Bedeutung als auch strukturelle Schwächen des Systems und führten zu Reform- und Digitalisierungsprozessen im Deutschen Bevölkerungsschutz.
Organisation
Wichtige Akteure sind:
- Kommunale Behörden: Führen Einsätze auf örtlicher Ebene, betreiben integrierte Leitstellen und sichern z.B. mit Freiwilligen Feuerwehren die tägliche Gefahrenabwehr
- Hilfsorganisationen (z.B. DRK, JUH, MHD, ASB): operative Träger vieler Einheiten (z.B. Sanitäts-, Technik und Sicherheits-, Betreuungszüge)
- Länder: koordinieren bei überörtlichen Ereignissen über die Innenministerien, beschaffen Fahrzeuge und Ausstattung und unterhalten eigene Katastrophenschutzeinheiten
- Bund: Unterstützt mit Ausstattung (z.B. Fahrzeuge, Technik), überregionaler Koordinierung (z.B. über das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum, GMLZ), Ausbildung (Bundesakademie BABZ) und Spezialeinheiten wie
- Medizinische Task Force (MTF)
- Analytische Task Force (ATF)
Forschung
Neue Bedrohungen durch Extremwetter, Digitalisierung, demografische Veränderungen oder geopolitische Krisen erfordern permanente Weiterentwicklung. An mehreren Universitätskliniken – darunter Aachen, Würzburg, Heidelberg– arbeiten interdisziplinäre Forschungsgruppen an innovativen Lösungen. Aktuelle Forschungsschwerpunkte umfassen:
- Drohnen im Bevölkerungsschutz: Lageerkundung, Wärmebildaufklärung
- Spezialfahrzeuge und Einsatztaktiken: z.B. SEG-G.I.L.T., Verbesserung der Einsatztaktiken bei MANV-Lagen
- Telemedizinische Anwendungen in Großlagen
- Künstliche Intelligenz zur Ressourcenverteilung
Kritik
Die Katastrophen der jüngeren Vergangenheit (COVID-19-Pandemie, Ahrtal-Flut) zeigen deutliche Leistungsdefizite des staatlich organisierten Katastrophenschutzes. Kritiker bemängeln vor allem die komplexe Struktur, Schwerfälligkeit und Überbürokratisierung des Systems.[1]
Literatur
- Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz (ZSKG), Stand 2023
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK): www.bbk.bund.de
- Karutz H., Geier W., Mitschke T. (Hrsg.): Bevölkerungsschutz – Notfallvorsorge und Krisenmanagement in Theorie und Praxis, Springer VS, Wiesbaden, 2021
- M. Kippnich u. a., „Evaluation geländegängiger Einsatzmittel im medizinischen KatastrophenschutzEvaluation of all-terrain vehicles in medical disaster response: Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von Medizinischen Task ForcesPossibilities for further development of Medical Task Forces“, Notf. Rettungsmedizin, Feb. 2024,
- Deutscher Bundestag, „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012 Drucksache 17/12051“. 3. Januar 2013.
- P. Sefrin, „Medizinische Behandlung von Katastrophenopfern“, NOTARZT, Bd. 40, Nr. 03, S. 131–132, Juni 2024, doi: 10.1055/a-2300-3470.
- N. Schorscher „Lessons learned from terror attacks: thematic priorities and development since 2001-results from a systematic review“, Eur. J. Trauma Emerg. Surg. Off. Publ. Eur. Trauma Soc., Bd. 48, Nr. 4, S. 2613–2638, Aug. 2022, doi: 10.1007/s00068-021-01858-y.
Quellen
- ↑ Föderalismus: Wer für Katastrophen zuständig ist SZ, 20. Juli 2021, abgerufen am 24.6.2025