Clavus
von lateinisch: clavus - Nagel
Synonyme: Klavus, Hühnerauge, Hornauge
Englisch: clavus
Definition
Ein Clavus ist eine lokale Verhornungsstörung der Haut (Schwiele), die als Folge einer chronischen mechanischen Reizung (Druck, Reibung) der betroffenen Hautpartie entsteht.
Clavi entstehen am häufigsten durch chronischen Druck auf knochennahe Haut, wodurch es zu einer kreisrund umschriebenen, meist schmerzhaften Verdickung der Hornschicht (Stratum corneum) kommt. Im Zentrum des Clavus findet sich häufig ein in die Tiefe reichender Dorn aus Hornmaterial.
Histologie
Im histologischen Präparat stellt sich der Clavus zapfen- bzw. nagelförmig dar. Es liegt eine Verdickung des Stratum corneum (Hornschicht) der Haut mit Eindringtiefe des Hornkegels z.T. bis in subkutane Hautschichten vor.
Ätiologie
Clavi enstehen durch eine chronische mechanische Reizung, wobei meist ein Wechsel von Druck und Reibung auf exponierte Hautpartien vorliegt. Als prädisponierende bzw. auslösende Faktoren kommen in Frage:
- Fußbekleidung: Der mit Abstand häufigste Auslöser für Clavi am Fuß ist zu enges oder orthopädisch ungeeignetes Schuhwerk (hohe Absätze).
- Hauttrockenheit: Feuchtigkeit leitet Reibungshitze besser ab - darum befinden sich an Körperstellen, die einer vermehrten Reibung ausgesetzt sind (z.B. Handteller und Fußsohlen), deutlich mehr Schweißdrüsen als in der übrigen Haut. Trockenheit begünstigt die Clavusbildung.
- Chemische Reize: Auch eine Schädigung durch Säuren oder Laugen kann zur Clavusbildung beitragen. Die Konzentration der Säure entscheidet darüber, ob eine Keratolyse (Aufweichung der Hornschicht) oder eine Hypertrophie der Papillen mit reaktiver Hyperkeratose auftritt.
- Aktinische Reize: Die Clavusbildung als Reaktion der Haut tritt auch als Folge einer Strahlentherapie auf.
- Genetische Ursachen: Auch eine genetische Veranlagung kann auf verschiedene Weise die Clavusbildung begünstigen. Ein Auftreten multipler palmarer und plantarer Clavi findet sich bei hereditären Hyperkeratosen. Auch erblich bedingte Stoffwechselerkrankungen (z.B. Hyperurikämie) gehen mit erhöhter Clavusbildung einher.
- Orthopädische Ursachen: Bei rheumatisch bedingten Gelenkveränderungen, knöchernen Exostosen, Gelenkversteifungen, Zehendeformitäten oder Hallux valgus können Clavi als Begleiterscheinungen auch in flächigen Verhornungen eingebettet vorkommen.
- Nagelveränderungen: Nagelplatten, die vertikalem Druck ausgesetzt sind, können subunguale Clavi verursachen. Ein horizontaler Druck erzeugt Clavi im seitlichen Nagelfalz oder bei eingerollten Nägeln unter der Nagelkante.
Lokalisation
Ein Clavus entsteht vor allem Körperstellen, an denen die Haut dem Knochen ohne eine ausgeprägte Verschiebeschicht aus Subkutangewebe anliegt. Die klassische Prädilektionstelle ist der Fuß, und hier vor allem die 5. Zehe. Bei älteren Menschen kommt es gehäuft zu Clavi zwischen Nagelfalte und Nagelplatte. Man spricht dann von Onychophosis.
Einteilung
...nach Konsistenz
- Clavus durus: Hartes Hühnerauge, vor allem an Zehenrücken und Fußsohlen
- Clavus mollis: Weiches Hühnerauge, zwischen den Zehen, z.B. bei Fehlstellung der 4. und 5. Zehe
...nach Morphologie
- Clavus vascularis: Schmerzhafter Clavus mit Kapillaren, die in die Hornschicht vordringen
- Clavus neurovascularis: Schmerzhafter Clavus mit Kapillaren und Nervenenden, vor allem an dünnen Hautstellen
- Clavus neurofibrosus: Vernarbter Clavus mit Nerven- und Bindegewebsfasern, meist kreisrund und sehr tief
...nach Lokalisation
- Clavus subungalis: Clavus unter der Nagelplatte
Symptome
Therapie
Die erste therapeutische Maßnahme ist die Beseitigung der auslösenden Ursache (z.B. unbequeme Schuhe). Ergänzend kommt die medikamentöse Einweichung des Clavus mit Keratolytika (z.B. Salicylsäure) - in Form von Pflastern, Salben oder Lösungen in Frage.
Die professionelle Abtragung von Clavi kann im Rahmen der medizinischen Fußpflege beim Podologen erfolgen. Dabei wird das überflüssige Hornmaterial vorsichtig mit einem Skalpell oder einer Fräse entfernt. Anschließend erfolgt die Druckentlastung durch ein individuell zurechtgeschnittenes Entlastungspolster, das z.B. mit Stretchmull befestigt wird.
Die chirurgische Entfernung mit scharfem Löffel ist meist nur notwendig, wenn andere Maßnahmen versagen.