Intubationshilfe
Synonyme: Bougie, S-Guide, Intubationsstab, Eschmann-Stab, Tubuswechselstab
Englisch: endotracheal tube introducer, gum elastic bougie
Definition
Eine Intubationshilfe ist ein dünner, flexibler Führungsstab zur Unterstützung der endotrachealen Intubation. Sie dient als Vorschub- und Führungshilfe für den Endotrachealtubus, insbesondere bei eingeschränkter oder erschwerter Sicht auf die Glottis.
Terminologie
Der Begriff wird in der klinischen Praxis nicht einheitlich verwendet. Häufig werden Eigennamen bestimmter Hersteller synonym genutzt (z.B. "Bougie").
Hintergrund
Die endotracheale Intubation dient der Atemwegssicherung in der Notfallmedizin und Anästhesiologie. Trotz des Einsatzes moderner Video- und Direktlaryngoskopietechniken kann die Darstellung der Glottis in bestimmten Situationen limitiert sein, etwa bei eingeschränkter Mundöffnung, Immobilisation der Halswirbelsäule oder anatomischen Besonderheiten.
Die Intubationshilfe ist ein etabliertes, technisch einfaches und kostengünstiges Hilfsmittel, das die Erfolgsrate der Intubation beim schwierigen Atemweg nachweislich erhöhen kann. International ist sie Bestandteil zahlreicher Atemwegsalgorithmen und wird in Leitlinien als mögliches Hilfsmittel bei schwieriger Intubation empfohlen.
Intubationshilfen bestehen in der Regel aus Kunststoff und weisen häufig eine leichte distale Abwinkelung ("coudé tip") an der atraumatischen Spitze auf, die das gezielte Einführen in die Trachea erleichtert.
Im Gegensatz zum Führungsstab (Stylet), der innerhalb des Endotrachealtubus liegt und dessen Formgebung beeinflusst, wird die Intubationshilfe zunächst eigenständig in die Trachea eingeführt. Der Endotrachealtubus wird anschließend über die Hilfe vorgeschoben (Seldinger-Technik).
Indikationen
Mögliche Indikationen zum Einsatz einer Intubationshilfe sind z.B.:
- Präklinische Notfallnarkose zur Erhöhung des First-pass-Erfolgs
- Schwieriger Atemweg (primär bei bekannt schwierigem Atemweg oder sekundär als Rückfallebene)
- Tubuswechsel (z.B. bei defektem Cuff) als Führungshilfe zur Sicherung des Atemwegs
Ablauf
Bei der Laryngoskopie wird die Intubationshilfe vorsichtig unter Sicht in Richtung Glottis bzw. unter die Epiglottis vorgeschoben und in die Trachea eingeführt. Typischerweise lassen sich dabei die Knorpelspangen palpatorisch wahrnehmen und geben auch ohne direkte Sicht Hinweis auf die korrekte Lage. Anschließend wird der Endotrachealtubus über die Intubationshilfe als Führungsschiene in die Trachea vorgeschoben. Nach Entfernung der Intubationshilfe erfolgt die Lagekontrolle des Tubus mittels Kapnographie und Auskultation. Ein vorsichtiges Vorgehen ist essenziell, um Verletzungen der Schleimhäute, Trachea oder des Kehlkopfes zu vermeiden.
Literatur
- Grübl et. al., Atemwegsmanagement und Narkose in Notfall- und Akutmedizin, Springer-Verlag 2023, abgerufen am 17.12.2025
- Tendahl et. al., Prähospitales Atemwegsmanagement für Rettungsdienst und Notfallmedizin, Elsevier-Verlag, abgerufen am 17.12.2025
- Dörges etl al., Atemwegsmanagement Ausgewählte Techniken, Verfahren und Indikationen, Springer-Verlag, abgerufen am 17.12.2025