IVENA
Synonym: IVENA eHealth
Definition
IVENA, kurz für interdisziplinärer Versorgungsnachweis, ist ein webbasiertes Informations- und Kommunikationssystem, das die Koordination von Patientenzuweisungen zwischen Rettungsdienst, Krankenhäusern und Leitstellen unterstützt. Es ermöglicht die zeitnahe Anmeldung von Notfallpatienten in einem geeigneten Krankenhaus.
Hintergrund
Mit der Weiterentwicklung der prähospitalen Notfallmedizin entstand der Bedarf an einem einfach bedienbaren, leistungsfähigen System zur Zuweisung von Notfallpatienten. An der Schnittstelle zwischen präklinischer und klinischer Versorgung ist eine schnelle und genaue Kommunikation entscheidend. Verzögerungen oder Informationsverluste können die Patientensicherheit gefährden.
Mit IVENA kann der Rettungsdienst bzw. Notarzt bereits an der Einsatzstelle die Patientenanmeldung digital vornehmen. Mithilfe eines sogenannten Patienten-Zuweisungs-Codes wird das aufnehmende Krankenhaus in Echtzeit über den bevorstehenden Transport informiert. Gleichzeitig lassen sich wichtige Zusatzinformationen übermitteln, etwa zu Reanimation, Beatmung, Schwangerschaft, Infektionsgefahr oder Arbeitsunfällen.
IVENA verfügt über eine browserbasierte Oberfläche und ermöglicht eine überregionale Vernetzung zwischen Landkreisen und Bundesländern. Das System wird in mehreren Bundesländern genutzt und ist in verschiedene digitale Einsatzprotokolle integriert, sodass die Patientenanmeldung direkt über das Protokoll erfolgen kann.
Patientenzuweisung
Die Rettungskräfte vor Ort erstellen aus der Rückmeldeindikation (RMI), dem Alter des Patienten und der Behandlungspriorität den sogenannten Patienten-Zuweisungs-Code (PZC). Dieser Code dient der eindeutigen digitalen Anmeldung und Zuordnung des Patienten im Zielkrankenhaus.
Beispiel
Ein 76 Jahre alter Patient mit akutem Herzinfarkt (STEMI/OMI) erhält den PZC 332-76-1.
Dabei steht 332 für die Rückmeldeindikation (akuter Herzinfarkt), 76 für das Patientenalter und 1 für die Behandlungspriorität (lebensbedrohlich).
Krankenhausmanagement
IVENA ermöglicht es Kliniken, ihre aktuellen Behandlungskapazitäten und Versorgungsmöglichkeiten selbstständig zu erfassen. Dazu gehören unter anderem Angaben zu freien Betten, Fachabteilungen, Versorgungsstufen, Spezialressourcen (z.B. Herzkatheter, Stroke Unit, Chest-Pain-Unit, Intensivplätze) sowie besondere Aufnahmeeinschränkungen.
Diese Daten werden in Echtzeit an die Leitstellen übermittelt und bilden die Grundlage für die patientenorientierte Zuweisung. Durch die laufende Aktualisierung entsteht ein dynamisches Abbild der regionalen Versorgungslage, das eine gezielte Steuerung der Patientenströme ermöglicht.
MANV
Bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) unterstützt IVENA die Koordination zwischen Leitstelle und Krankenhäusern. Das MANV-Modul erlaubt es Kliniken, ihre Aufnahmefähigkeit für die verschiedenen Sichtungskategorien (rot, gelb, grün) direkt zu melden. Diese Informationen werden in Echtzeit sichtbar, sodass die Einsatzleitung sofort erkennen kann, welche Kliniken wie viele Patienten aufnehmen können.
Literatur
- IVENA: Funktionsübersicht IVENA, abgerufen am 13.11.2025
- Walter et al., Interdisziplinärer Versorgungsnachweis (IVENA): Verbesserung der Notfallversorgung durch E-Health?, Der Notarzt 2017, Thieme Verlag
- Steul et al., Heat-related morbidity: real-time surveillance via rescue service operations data from the interdisciplinary care capacity proof system (IVENA), Bundesgesundheitsblatt, 2019
- IVENA: MANV-Schulungsunterlagen, abgerufen am 13.11.2025