Hypomethylierende Substanz
Englisch: hypomethylating agents
Definition
Hypomethylierende Substanzen, kurz HMA, sind Arzneimittel, die eine Methylierung der zellulären DNA verhindern. Sie werden in der Therapie von myeloischen Neoplasien angewendet.
Wirkstoffe
Derzeit (2021) werden zwei Vertreter der Gruppe der hypomethylierenden Substanzen eingesetzt:
Wirkmechanismus
Bei einigen malignen myeloischen Erkrankungen kommt es zu einer vermehrten DNA-Methylierung von Cytosinen, die zu einem Abschalten von bestimmten Genen, u.a. von Tumorsuppressorgenen, führt. Als Cytidin-Analoga werden die hypomethylierenden Substanzen im Rahmen der DNA-Replikation in das Erbgut der blutbildenden Zellen eingebaut und verhindern über eine Hemmung der DNA-Methyltransferasen (DNMT) vorübergehend die epigenetische Modifikation. In der Folge kommt es zu einer Aktivierung der abgeschalteten Genregionen und somit zu einer Induktion der Apoptose. Desweiteren können die Wirkstoffe die antitumorale Immunreaktion triggern, indem sie zu einer vermehrten Expression von Tumorantigenen auf der Zelloberfläche beitragen.
Indikationen
Die Substanzen werden bei Patienten mit folgenden Grunderkrankungen eingesetzt, die für eine allogene Stammzelltransplantation nicht in Frage kommen:
- Myelodysplastisches Syndrom (intermediäres oder hohes Risiko nach IPSS)
- Chronische myelomonozytäre Leukämie mit 10 bis 29 % Blasten ohne myeloproliferative Störung
- Akute myeloische Leukämie mit mehr als 30 % Blasten oder mit 20–30 % Blasten und multilineärer Dysplasie, bzw. wenn eine Standard-Induktionstherapie nicht in Frage kommt
Literatur
- Duchmann et al: Clinical update on hypomethylating agents International Journal of Hematology, 2019