Hypervitaminose A
Synonyme: Marie-Sée-Syndrom (veraltet), Vitamin-A-Intoxikation
Englisch: vitamin A toxicity, hypervitaminosis A
Definition
Die Hypervitaminose A ist eine Überversorgung des Körpers mit Vitamin A. Sie wird meist durch eine falsche Supplementierung von Vitamin A ausgelöst.
Einteilung
Epidemiologie
Die Hypervitaminose A ist eine seltene Erkrankung, die vor allem bei Kindern beobachtet wird, jedoch auch Erwachsene betreffen kann. Bei Kindern steht die akzidentelle Einnahme im Vordergrund. Aufgrund der verbesserten Kenntnisse über die Dosierung und Verabreichung von Vitamin A ist die Inzidenz in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen.
Ätiologie
Häufigste Ursache einer Hypervitaminose A ist eine übermäßige Zufuhr von Vitamin-A-haltigen Vitaminpräparaten oder Lebensmitteln. Auch eine Einnahme von Arzneimitteln, die Vitamin-A-Abkömmlinge enthalten (z.B. Tretinoin) ist ein möglicher Auslöser. Sie werden bei bestimmten Dermatosen (z.B. Akne) verordnet.
Eine unzureichende Verwertung von Vitamin A in der Leber kann zur Entstehung einer Hypervitaminose A beitragen. Die erhöhte Aufnahme von Carotin führt nicht zu einer Vitamin-A-Intoxikation, sondern zu einer Carotinosis.
Schwellendosen
- Bei Kindern kann eine akute Hypervitaminose A bereits ab einer einmaligen Dosis von mehr als 300.000 Einheiten, bzw. 100.000 Retinoläquivalenten (RAE), entstehen.
- Eine chronische Hypervitaminose A entwickelt sich bei der Aufnahme von mehr als 100.000 Einheiten (etwa 30.000 RAE) über mehrere Monate.
Pathogenese
Vitamin A wird im Körper in verschiedene aktive Metaboliten umgewandelt, die wichtige Funktionen bei der Regulation des Zellwachstums, der Differenzierung und der Immunantwort ausüben. Bei einer Überdosierung von Vitamin A werden diese Stoffwechselprodukte in übermäßigen Mengen gebildet, was zu einer Dysregulation der physiologischen Prozesse führt.
Klinik
Die klinischen Manifestationen der Hypervitaminose A unterscheiden sich zwischen der akuten und der chronischen Form, wobei bei beiden Formen Kopfschmerzen und Rötungen auftreten.
Bei der akuten Hypervitaminose A kommt es zusätzlich zu einer Erhöhung des intrakraniellen Drucks. Weitere Symptome sind Erbrechen, Inappetenz bzw. Nahrungsverweigerung, Schlaffheit und Schmerzen im Abdomen.
Frühsymptome der chronischen Hypervitaminose A umfassen Alopezie der Augenbrauen, trockene Haare und Augen sowie raue und teilweise rissige Haut. Später können Hypertonie, Schwächegefühl und eine Schwächung der Knochenstruktur auftreten. Zudem entwickeln sich eine Hepatomegalie und eine Splenomegalie. Bei Kindern kann ein chronischer Verlauf außerdem Entwicklungsstörungen hervorrufen.
Kritisch ist eine Vitamin-A-Überdosierung in der Schwangerschaft, da sie dosisabhängig irreversible Fehlbildungen beim Kind auslöst.
Diagnose
- Anamnese, Medikamentenanamnese
- Klinische Untersuchung
- Labor: Erhöhtes Serumretinol und Serumcalcium
Therapie
Wichtigste Behandlungsmaßnahme ist das sofortige Absetzen der Vitaminpräparate bzw. eine Ernährungsumstellung.
Quellen
- Marie J und See G: Acute hypervitaminosis A of the infant; its clinical manifestation with benign acute hydrocephalus and pronounced bulge of the fontanel; a clinical and biologic study. AMA Am J Dis Child. 87(6):731-736. 1954
- MSD Manual – Vitamin-A-Intoxikation, abgerufen am 12.04.2024
- StatPearls – Vitamin A Toxicity, abgerufen am 16.04.2024
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