Hodenektopie
von griechisch: ektos - außen; topos - Ort
Definition
Der Begriff der Hodenektopie stammt aus dem Fachbereich der Urologie bzw. der Pädiatrie und bezeichnet eine Fehllage des Hodens außerhalb des physiologischen Weges, den der Hoden während des Deszensus beschreibt. Die Hodenektopie ist eine Form der Hodendystopie.
Ätiologie
Im Rahmen der Entwicklung des männlichen Kindes kommt es im physiologischen Normalfall zu einem Deszensus, also einem Hinabwandern, des Hodens in das Skrotum. Als Führungsstruktur dient hierbei das Gubernaculum testis. Gelangt der Hoden bis zum Ende der Schwangerschaft nicht bis in das Skrotum, spricht man vom Maldeszensus testis. Eine Sonderform des Maldeszensus ist die Hodenektopie, bei der der Hoden außerhalb des vorgesehenen Weges zu liegen kommt. Grund dafür ist eine Fehlinsertion des Gubernaculum testis.
Alle Formen des Maldeszensus testis bergen die Gefahr späterer Infertilität des Kindes und erhöhen das Risiko eines malignen Hodentumors um ein Vielfaches, weshalb immer eine Therapie angezeigt ist.
Formen
Die Positionen, an denen ein Hoden im Rahmen einer Ektopie zu liegen kommen kann, sind vielfältig. Das Organ kann sich abdominal, inguinal oder femoral einstellen. Auch ektope Lagen in der Subkutis, im Bereich des Dammes oder gar auf dem Penisschaft sind beschrieben worden.
Die häufigste Form der Hodenektopie ( > 70%) ist die inguinal-epifasziale Ektopie. Hier liegt der Hoden auf der Aponeurose des Musculus obliquus externus abdominis auf der Höhe des Leistenkanals.
Diagnostik
Differentialdiagnostisch grenzt man den echten Kryptorchismus (Bauchhoden), vom Leistenhoden, Pendelhoden oder Gleithoden ab. Bei der Diagnostik steht die körperliche Untersuchung mit der Palpation des Skrotums, sowie des Leistenkanals an erster Stelle. Auf der betroffenen Seite kann im Skrotum kein Hoden palpiert werden. Oft ist es hilfreich, die Eltern nach beobachteten Schwellungen zu befragen, die Hinweise auf die Verortung des Hodens geben können.
Zum Auffinden des Hodens, sowie zur Diagnosesicherung ist eine Sonographie notwendig. Sollte eine Sonographie ergebnislos verlaufen, ist die explorative Laparoskopie das weiterführende diagnostische Mittel.
Therapie
Die Therapie ist von der Lage des Hodens abhängig. Eine konservative Therapie durch Hormoninduktion ist nicht indiziert, da keine Wirkung zu erwarten ist. In den meisten Fällen ist es möglich, den ektopen Hoden durch eine operative Funikulolyse zu mobilisieren. Er wird dann an seine regelrechte Lage in das Skrotum verbracht und dort mittels einer Orchidopexie fixiert.
Kann man den Hoden aufgrund seiner Fehllage oder nicht korrigierbarer anatomischer Fehlbildungen nicht in eine regelhafte Position verlagern, ist meist die Orchiektomie die einzige therapeutische Option. Auch bei älteren Jungen, bei denen eine Reposition des Hodens bei jahrelang bestehender Ektopie möglich wäre, ist aufgrund der wahrscheinlichen Infertilität und des stark erhöhten Karzinomrisikos eine Orchiektomie zu diskutieren.
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