Hochdrucknervensyndrom
Synonyme: Heliumzittern, Heliumtremor
Englisch: high pressure nervous syndrome, HPNS
Definition
Das Hochdrucknervensyndrom, kurz HPNS, ist eine Tauchkrankheit, die vor allem bei Tauchgängen in extremen Tiefen unter dem Einfluss von hohem Umgebungsdruck auftritt. Das HPNS ist insbesondere bei der Verwendung von Helium-haltigen Atemgasgemischen relevant und kann bei Tauchtiefen von über 120 Metern entstehen.
Pathophysiologie
Das HPNS resultiert aus den physiologischen Effekten, die hoher Druck auf das Nervensystem ausübt. Unter hohen Drücken haben Neuronen eine erhöhte Erregbarkeit und Fehlfunktionen, was durch die stärkere Löslichkeit von Gasen, insbesondere Helium, in den Zellmembranen unter hohem Druck verursacht wird. Diese Veränderungen in der Zellmembran beeinflussen die Funktion von Ionenkanälen und Rezeptoren, was wiederum die Signalübertragung der Nerven beeinträchtigt. Das Auftreten eines HPNS wird daher insbesondere bei der Verwendung Helium-haltigen Atemgasgemischen wie Trimix und Hydreliox beobachtet.
Symptome
Die Symptome können unterschiedlich intensiv ausgeprägt sein und variieren in Abhängigkeit von individuellen Faktoren, Tauchtiefe und -dauer sowie Heliumpartialdruck.
In extremen Fällen können Anfälle von Psychosen sowie fokale oder generalisierte Krampfanfälle auftreten. Elektrophysiologische Untersuchung, die während eines HPNS durchgeführt wurden, zeigten EEG-Veränderungen, die durch eine Verringerung der Aktivität in den Hochfrequenzbereichen (Alpha- und Beta-Wellen) und eine Zunahme der Aktivität in den Niederfrequenzbereichen gekennzeichnet ist.
Die klinischen Manifestationen des HPNS umfassen:
- Tremor
- Übelkeit
- Erbrechen
- Muskelzucken und -krämpfe
- Kopfschmerzen
- Nausea
- Kognitive Störung
- Verwirrtheit
- Angstzustände
- Krampfanfälle
Prognose
Die Prognose des HPNS ist in der Regel gut, solange die betroffene Person nicht weiter einem hohen Druck ausgesetzt ist. Sobald der Druck reduziert wird, sind die Symptome in der Regel reversibel. Sehr selten sind langfristige oder permanente Schäden beschrieben worden. Allerdings kann das HPNS die Tauchgänge erheblich beeinträchtigen und im Extremfall zu Unfällen unter Wasser führen.
Therapie
Die Therapie für das HPNS besteht in der Verringerung des Umgebungsdrucks, indem man die Tauchtiefe reduziert und durch langsame Dekompression an die Oberfläche zurückkehrt.
Die Anpassung des Gasgemisches stellt einen entscheidenden Ansatz zur Minimierung des Risikos eines HPNS dar. Die Zugabe von Wasserstoff (H2) oder Neongas (Ne) zum Atemgasgemisch kann helfen, ein HPNS zu verzögern oder zu verhindern.
Literatur
- Bernau, J. (2014). Trimix - Tauchen jenseits der Sporttauchgrenzen: Der freie Fall ins Nichts - Tauchen in der Königsklasse. Deutschland: neobooks Self-Publishing. [1]
- Rusoke-Dierich, O. (2017). Tauchmedizin: Grundlagen, Sicherheit, Technik, Notfälle und Reisemedizin für Tauchmediziner, Berufstaucher und Tauchlehrer. Deutschland: Springer Berlin Heidelberg. [2]
- Ozgok Kangal MK, Murphy-Lavoie HM. High Pressure Diving Nervous Syndrome. 2022 Oct 13. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan–. PMID: 30020731. [3]
- Talpalar AE. Sindrome neurológico de alta presión [High pressure neurological syndrome]. Rev Neurol. 2007 Nov 16-30;45(10):631-6. Spanish. PMID: 18008270. [4]