Os occipitale (Veterinärmedizin)
Synonyme: Hinterhaupt(s)bein, Okziput, Occiput
Englisch: occipital bone
Definition
Als Os occpitiale oder Hinterhauptbein bezeichnet man bei den Haussäugetieren einen Schädelknochen, der Teil des Hirnschädels (Neurokranium) ist.
Anatomie
Das Os occipitale bildet die Nackenwand des Schädels. An ihm können grundsätzlich drei Abschnitte unterteilt werden:
- die Schuppe (Squama occipitalis),
- die Seitenstücke (Partes laterales) und
- der Körper bzw. die Basis (Pars basilaris).
Das Hinterhauptbein umschließt das große Hinterhauptsloch (Foramen magnum), das den Ausgang der Schädelhöhle in den Rückenmarkskanal (Canalis vertebralis) markiert.
Squama occipitalis
Die Squama occipitalis trägt an ihrer Außenfläche (Lamina externa) beim Fleischfresser, Pferd und Schwein den Genickkamm (Crista nuchae). Von diesem Kamm aus zieht beim Fleischfresser und Pferd in der Medianen der Scheitelkamm (Crista sagittalis externa) nach rostral. Da dem Wiederkäuer ein Genickkamm in dieser Ausprägung fehlt, findet man an dieser Stelle eine Nackenlinie (Linea nuchae). Die Crista sagittalis externa bzw. Linea nuchae setzt sich jederseits in den Schläfenkamm (Crista supramastoidea) der Pars squamosa des Schläfenbeins (Os temporale) fort.
Von der Crista bzw. Linea nuchae ausgehend in Richtung Schädelbasis ist beim Schwein ein von Gruben und Rauhigkeiten umgebener Hinterhauptsstachel (Protuberantia occipitalis externa) ausgebildet. Beim Fleischfresser und Wiederkäuer hingegen geht aus ihm in Richtung Foramen magnum die undeutliche Crista occipitalis externa hervor.
Beim Rind wird das Hinterhauptbein, zusammen mit dem Scheitel- und Zwischenscheitelbein (Os interparietale) - aufgrund des postnatal stattfindenden und nuchal gerichteten Wachstums des Stirnbeins (Os frontale) auf die Nackenfläche des Schädels verschoben.
Die Innenfläche der Squama occipitalis (Lamina interna) zeigt grubige Vertiefungen, die als Fossae cerebellares bezeichnet werden. Der beim Menschen kräftig ausgebildete kreuzförmige Vorsprung (Eminentia cruciformis) ist beim Schwein und Wiederkäuer nur schwach angedeutet. Der mittlere Abschnitt dieser Eminentia ragt als Protuberantia occipitalis interna ins Schädelinnere hervor. An ihr findet man beim Fleischfresser und Pferd den sogenannten Sichelfortsatz (Processus tentoricus), der mit den gleichen Fortsätzen der Scheitelbeine und des Zwischenscheitelbeins das knöcherne Hirnzelt (Tentorium cerebelli osseum) bildet.
Partes laterales
Die Seitenstücke begrenzen mit ihren Gelenkknorren (Condyli occipitales) beidseits das Hinterhauptsloch. Sie bilden mit den kranialen Gelenkgruben des Atlas (Foveae articulares craniales) das Atlanto-Okzipitalgelenk (Articulatio atlantooccipitalis).
Seitlich der Condyli occipitales ragt (der beim Menschen nicht vorhandene) kräftige Muskelfortsatz (Processus paracondylaris) unterkieferwärts. Beim Fleischfresser ist er kurz, bei den Huftiere lang ausgebildet.
Zwischen dem Gelenkfortsatz und dem Muskelfortsatz befindet sich eine Vertiefung (Fossa condylaris), die eine Öffnung in die Schädelhöhle entsendet, den Canalis nervi hypoglossi. Dieser Kanal ist beim Pferd besonders weit, bei den übrigen Haussäugetieren verhältnismäßig eng und dient dem Nervus hypoglossus als Durchtrittsstelle. Beim Rind ist er oft doppelt angelegt.
Die Seitenstücke beteiligen sich mit einem plattenartigen Abschnitt auch an der dorsalen Berandung des Foramen magnum. Diese Platten schieben sich beiderseits unter die Schuppe ein und sind oberhalb der Basis der Kondylen zur Fossa condylaris dorsalis vertieft.
Pars basilaris
Die Pars basilaris stellt den hinteren Abschnitt der Schädelbasis dar. Sie befindet sich rostral vom Hinterhauptsloch und erstreckt sich bis zum Keilbein (Os sphenoidale). Mit diesem ist sie über die Synchondrosis sphenooccipitalis verbunden. Die gewölbte Außenfläche der Pars basilaris trägt jederseits ein Tuberculum musculare für die Beugemuskeln des Kopfes sowie median das Tuberculum pharyngeum.
Die Innenfläche ist zur hinteren Schädelgrube (Fossa cranii caudalis) vertieft. Sie kann in eine rostral gelegene Impressio pontina für den Pons sowie eine kaudal befindliche Impressio medullaris für die Medulla oblongata gegliedert werden.
Die Seitenränder der Pars basilaris beteiligten sich im kaudalen Bereich bei allen Haussäugetieren an der Begrenzung des Foramen jugulare. Rostral trägt es beim Schwein und Pferd zudem an der Bildung der Fissura petrooccipitalis sowie des Foramen lacerum (fehlt Fleischfresser und Wiederkäuer) bei.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band I: Bewegungsapparat. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004
- König, Horst Erich, and Hans-Georg Liebich. Anatomie der Haussäugetiere: Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis. Schattauer Verlag, 2014.
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, Uwe Gille. Anatomie für die Tiermedizin. Georg Thieme Verlag, 2015.