Hartmann-Operation
nach Henri Hartmann, französischer Chirurg (1860-1952)
Synonyme: Diskontinuitätsresektion nach Hartmann, Hartmann-OP
Englisch: Hartmann's operation, Hartmann's procedure
Definition
Die Hartmann-Operation ist ein chirurgisches Verfahren, bei dem die Kontinuität des Darms nach Resektion unterbrochen ist. Sie umfasst die Sigmoidektomie mit Schaffung eines blind verschlossenen rektalen Stumpfes sowie die Anlage eines aus der Bauchdecke geleiteten terminalen Kolostomas.
Verfahren
Die Hartmann-Operation kann sowohl laparoskopisch, als auch offen-chirurgisch (Laparotomie) durchgeführt werden. Es ist ein resektives Verfahren ohne direkte Herstellung einer Darmkontinuität (Anastomose).
Meist erfolgt die Durchführung mittels eines zweizeitigen Verfahrens mit folgenden Schritten:
- Resektion des Colon sigmoideum
- Der zuführende (orale) Dickdarmanteil wird mittels eines künstlichen Darmausgangs (Anus praeter) über die Bauchdecke ausgeleitet.
- Der Rektumstumpf am aboralen Ende verbleibt in der Bauchhöhle und wird durch eine Klammernaht mittels linearem Stapler "blind" verschlossen.
- Nach durchschnittlich 3 bis 6 Monaten kann mittels eines zweiten operativen Eingriffs die Wiederherstellung der Darmkontinuität, durch Rückverlagerung des künstlichen Darmausgangs und folgender End-zu-End-Anastomosierung des Kolons an den Rektumstumpf erfolgen.
Die Kontinuitätswiederherstellung nach einer Hartmann-Situation ist stets ein elektiver Eingriff. Er ist jedoch mit einer relativ hohen perioperativen Morbidität vergesellschaftet. Die Indikation begründet sich jedoch einerseits aus der eingeschränkten Lebensqualität des Patienten durch den künstlichen Darmausgang, die bis zur vollständigen sozialen Isolation führen kann, sowie aus den Komplikationen bedingt durch das terminale Enterostoma (z.B. Stomaprolaps, Inkarzeration).
Der durchgeführte Blindverschluss des Enddarms in Kombination mit dem endständigen Kolostoma wird als Hartmann-Situation bezeichnet.
Indikation
Die Hartmann-Operation dient als Notfalleingriff bei:
- akuter Sigmadivertikulitis im Stadium 2c bei septischen oder instabilen Patienten
- Darmperforation mit Peritonitis
- stenosierenden Karzinomen im Bereich des Rektums oder Colon sigmoideum (z.B. bei Ileus oder Peritonitis)
- Darmischämie
- Anastomoseninsuffizienz nach tiefer anteriorer Rektumresektion
- Colitis ulcerosa
- Ogilvie-Syndrom
Literatur
- Schloericke et al. Laparoskopische Kontinuitätswiederherstellung nach Hartmann-Situation. 34(1):18-23. 2012