GnRH-Antagonistenprotokoll
Englisch: GnRH antagonist protocol
Definition
Das GnRH-Antagonistenprotokoll ist ein Protokoll zur kontrollierten ovariellen Stimulation (COS) im Rahmen einer assistierten Reproduktion. Es basiert auf der Anwendung von GnRH-Antagonisten zur Verhinderung eines vorzeitigen Anstiegs des luteinisierenden Hormons (LH) während der Follikelstimulation.
Hintergrund
In der Reproduktionsmedizin ist eine kontrollierte Stimulation nötig, um eine entsprechende Anzahl von reifen Oozyten in hoher Qualität für die Fertilisierung zu erhalten. Ursprünglich wurde das GnRH-Agonistenprotokoll verwendet, das jedoch eine lange Vorbereitungszeit erfordert und häufig mit Nebenwirkungen wie einem ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) assoziiert ist. Das GnRH-Antagonistenprotokoll wurde entwickelt, um diese Nachteile zu minimieren.
Wirkmechanismus
Antagonisten des Gonadotropin-Releasing-Hormons (z.B. Cetrorelix, Ganirelix) blockieren kompetitiv die GnRH-Rezeptoren in der Hypophyse. Dadurch wird die Ausschüttung von LH und FSH unterdrückt und eine vorzeitige Ovulation verhindert.
Der Trigger zur Ovulationsinduktion kann dann entweder mit hCG oder mit einem Agonisten (z.B. Decapeptyl) ausgelöst werden. Letzteres wird eingesetzt, um ein OHSS zu vermeiden.
Indikation
Das GnRH-Antagonistenprotokoll wird bevorzugt angewendet bei:
- Patientinnen mit einem erhöhten Risiko für OHSS
- Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom
- Low-Responderinnen, die auf Agonistenprotokolle unzureichend reagieren
- Patientinnen, bei denen eine kürzere Stimulationsdauer erwünscht ist
Vorteile
Bei GnRH-Antagonisten setzt im Gegensatz zu -Agonisten die blockierende Wirkung auf die Hypophyse sofort und ohne Flare-up-Effekt ein. Aus diesem Grund werden die GnRH-Antagonisten erst ab Tag 6 bis 7 der Stimulation verabreicht.
Nachteile
Die Nachteile des Antagonisten-Protokolls umfassen eine schlechtere Synchronisation des follikulären Wachstums und ein zumeist schlechteren Endometriumaufbau. Daher wird im Anschluss meist eine Freeze-all-Strategie verwendet. Gelegentlich führt der Einsatz einer Agonistentriggers nicht zur Auslösung des Eisprunges und zu einem Fehlschlag bei der Eizellentnahme.