Glutealinsuffizienz
Synonym: gluteale Insuffizienz
Englisch: gluteal insufficiency
Definition
Die Glutealinsuffizienz beschreibt eine Funktionsschwäche der Hüftabduktoren, die häufig zu peritrochantären Schmerzen führt. Die Ursache sind strukturelle Schäden der Muskulatur, insbesondere des Musculus gluteus medius und Musculus gluteus minimus, die durch Degeneration, Trauma oder iatrogene Einflüsse entstehen können.
Epidemiologie
Die degenerativen Veränderungen betreffen häufig Patienten im mittleren bis höheren Lebensalter, wobei Frauen viermal häufiger betroffen sind als Männer.
Pathogenese
Die Glutealinsuffizienz resultiert häufig aus einer Degeneration der Sehnen der Hüftabduktoren, insbesondere des Musculus gluteus medius und Musculus gluteus minimus. Degenerative Schäden beginnen meist an der lateralen Facette des Trochanter major und führen im weiteren Verlauf zur vollständigen Ruptur. Weitere Ursachen können traumatische Schädigungen, vor allem nach Femurfrakturen und Hüft-TEP-Implantationen sein.
Klinik
Typische Symptome einer Glutealinsuffizienz sind peritrochantäre Schmerzen, die in den dorsalen Beckenbereich oder entlang des Tractus iliotibialis bis zum lateralen Kniegelenk ausstrahlen können. Die Patienten berichten über belastungsabhängige Beschwerden und Ruheschmerz, beispielsweise beim Liegen auf der betroffenen Seite. Klinisch zeigt sich eine Druckschmerzhaftigkeit über dem Trochanter major, verbunden mit einer Abschwächung der Abduktionskraft und einer vermehrten Außenrotationsstellung des Beines. Größere Rupturen führen zu einem positiven Trendelenburg-Zeichen.
Diagnostik
- Anamnese: Degenerative Schädigungen zeigen meist einen schleichenden Verlauf, während traumatische und iatrogene Ursachen einen akuten Beginn haben. Die Symptome beinhalten häufig starke, wellenförmige oder konstante Schmerzen.
- Klinische Untersuchung: Es zeigt sich eine diffuse Druckempfindlichkeit über dem Trochantermassiv, eine Abschwächung der Innenrotationskraft und eine Schmerzhaftigkeit bei der Abduktion in Seitenlage.
- Bildgebung: Zunächst wird eine Röntgenaufnahme als Basisdiagnostik durchgeführt. Bei der MRT-Untersuchung zeigt sich häufig eine kompensatorische Hypertrophie des Musculus tensor fasciae latae und eine fettige Degeneration der betroffenen Muskulatur.
Therapie
Die Therapie der Glutealinsuffizienz richtet sich nach dem Ausmaß der Schädigung:
Konservative Therapie
Bei kleineren Teilrupturen der Sehne werden physiotherapeutische Maßnahmen angewandt, die auf die Kräftigung der betroffenen Muskulatur abzielen, während der Musculus tensor fasciae latae ausgespart wird. Ferner kann eine extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) zur Behandlung der Schmerzen eingesetzt werden.
Operative Therapie
Bei höhergradigen Schäden oder erfolgloser konservativer Therapie ist oft eine operative Versorgung erforderlich. Teilrupturen können endoskopisch mit Fadenankertechniken repariert werden, während vollständige Rupturen häufig mit einer minimal-invasiven, offenen Rekonstruktion behandelt werden. Die Doppelreihen-Refixationstechnik stellt hierbei eine effektive Methode dar, um die Sehnenansätze biomechanisch stabil zu rekonstruieren. Die postoperative Rehabilitation ist langwierig und erfordert eine professionelle Betreuung, um die Funktion der Hüftabduktoren wiederherzustellen.
Literatur
- Harrasser et al. Gluteale Insuffizienz: Pathogenese, Diagnostik und Therapie. Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie 2016; 154(02): 140 - 147
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