Giulio Cesare Aranzio
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Synonyme: Julius Caesar Arantius, Julius Caesar Aranzi
Definition
Giulio Cesare Aranzio (1530 - 1589) war ein italienisch-sizilianischer Anatom der Renaissance. Er beschrieb erstmals den Hippocampus, den vierten Ventrikel und die Cornu-Ammonis-Formation des Gehirns (Ammonshorn), die Noduli Arantii an den Herzklappen, den Ductus venosus der fetalen Leber sowie den Musculus levator palpebrae superioris der Augen. Arantius Arbeiten markierten einen Paradigmenwechsel gegen die galenische Lehre und legten Grundlagen für moderne Neuroanatomie, Embryologie und Herzforschung.
Leben
Aranzio wurde 1530 in Bologna als Sohn von Ottaviano di Jacopo und Maria Maggi geboren. Wegen der Armut der Familie erhielt er seine erste medizinische Ausbildung bei seinem Onkel Bartolomeo Maggi (1477–1552), einem bekannten Chirurgen und Leibarzt von Papst Julius III. Aranzi schätzte seinen Onkel so sehr, dass er zeitweise dessen Familiennamen annahm (Giulio Cesare Aranzio Maggio).
1548, im Alter von 19 Jahren, beschrieb er erstmals den Musculus levator palpebrae superioris. Er studierte anschließend unter Andreas Vesalius, dessen De humani corporis fabrica die empirische Anatomie revolutionierte. 1556 promovierte er an der Universität Bologna in Medizin und wurde im Alter von 27 Jahren Dozent für Medizin und Chirurgie. 1570 setzte er erfolgreich die Trennung von Anatomie und Chirurgie in zwei Professuren durch und erhielt die neu geschaffene Professur für Anatomie, die er bis zu seinem Tod 1589 innehatte. Damit gilt er als erster Inhaber eines eigenständigen Lehrstuhls für Anatomie weltweit.
Aranzio übernahm die Methode der frischen Sektion, um die Strukturen des menschlichen Körpers erstmals präzise und systematisch darzustellen. Damit wandte er sich von der traditionell tierbasierten Anatomie Galens ab.
Er veröffentlichte Werke zur chirurgischen Behandlung zahlreicher Erkrankungen, darunter Hydrozephalus, Nasenpolypen, Struma, Tumore, Phimose, Aszites, Hämorrhoiden, Analfisteln und Abszesse. Historischen Berichten zufolge führte er bereits Nasenrekonstruktionen (Rhinoplastik) durch, ein Verfahren, das später als Tagliacozzi-Operation bekannt wurde.
Darüber hinaus leistete Aranzi bedeutende Beiträge zur fötalen Anatomie. Sein Werk De humano foetu gilt als das erste systematische Buch über die Anatomie des menschlichen Fötus. Er beschrieb detailliert Plazenta, Nabelschnur und fetale Kreislaufwege, einschließlich des Ductus venosus, sowie die räumlichen und funktionellen Beziehungen der Organe im Fötus. Viele dieser Beobachtungen dienten über Jahrzehnte hinweg als Referenzwerk für Embryologie, Geburtshilfe und Kinderheilkunde.
Schriften
- De humano foetu opusculum, Rom, 1564; Venedig, 1571; Basel, 1579.
- De tumoribus secundum locus affectum, Bologna, 1571
- In Hippocrates librum de vulneribus capitis, Leiden, 1580.
- Observationes anatomicae, Basel, 1579; Venedig, 1587.
- De tumoribus prater naturam secundum locos affectus liber, Venedig, 1587.
- De humano foetu liber, Venedig, 1587.
- Anatomicarum observationum liber, Venedig, 1587.
- De humano foetu, Venedig, Bartolomeo Carampello, 1595.
- In Hippocrates librum de vulneribus capitis, Leiden, Joannes Maire, 1639.
Quellen
- Turgut, V., Candar, E., Demircubuk, I. et al. Julius Caesar Arantius (Aranzi) (1530–1589): insights into the fourth ventricle, hippocampus and eye muscles. Neurol Sci 46, 5451–5455 (2025). https://doi.org/10.1007/s10072-025-08312-6
- Ralf Bröer: Giulio Cesare Aranzio, in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, 1. Aufl. 1995 C. H. Beck München S. 21, Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, 2. Aufl. 2001, S. 10, 3. Aufl. 2006 Springer Verlag Heidelberg, Berlin, New York S. 11. doi:10.1007/978-3-540-29585-3.
- Gurunluoglu R, Shafighi M, Gurunluoglu A, Cavdar S. Giulio Cesare Aranzio (Arantius) (1530-89) in the pageant of anatomy and surgery. J Med Biogr. 2011 May;19(2):63-9. doi: 10.1258/jmb.2010.010049. PMID: 21558532.