Frenchay-Dysarthrie-Untersuchung
Synonym: Frenchay Dysarthrie Untersuchung
Englisch: Frenchay dysarthria assessment
Definition
Die Frenchay-Dysarthrie-Untersuchung, kurz FDA, ist ein standardisiertes, klinisches Testverfahren zur Beurteilung und Quantifizierung von Dysarthrien, die durch neurologische Erkrankungen verursacht werden. Die Untersuchung ermöglicht eine systematische Evaluation der beteiligten motorischen Teilsysteme sowie eine Klassifikation der Dysarthrieform.
Hintergrund
Entwickelt wurde die Untersuchung von Pamela Enderby im Jahr 1980 in England. Die FDA kann in Akut- und Rehabilitationsphasen eingesetzt werden und eignet sich zur Erstdiagnostik, Therapiekontrolle und Verlaufsbeurteilung.
Die FDA wurde mehrfach überarbeitet. Die aktuell verbreitete Version ist die Frenchay Dysarthria Assessment – Second Edition (FDA-2) aus dem Jahr 2008.
Anwendungsgebiete
Die FDA kommt vor allem bei folgenden neurologischen Krankheitsbildern zum Einsatz:
Durchführung
In der klinischen Praxis wird die Frenchay-Dysarthrie-Untersuchung von Logopäden oder klinischen Linguisten durchgeführt. Zur Durchführung werden ein Manual, Protokollbögen, Abbildungen und Stimuli benötigt. Eine Tonaufnahme oder Videoaufzeichnung wird empfohlen, um die motorischen und stimmlichen Auffälligkeiten im Therapieverlauf vergleichend auszuwerten.
Die Testdauer beträgt etwa 20 bis 30 Minuten, abhängig von der Belastbarkeit und dem Schweregrad der Dysarthrie.
Aufbau
Der Test gliedert sich in acht Funktionsbereiche:
- Reflexe
- Atmung
- Ruheatmung
- Sprechatmung
- Lippenbeweglichkeit
- Lippenschluss
- Lippenrundung
- Zungenbeweglichkeit
- Protrusion
- Zungenhebung
- Seitwärtsbewegung
- Gaumensegel
- Beweglichkeit beim Phonationstest
- Kiefer
- Stimme
- Lautstärke
- Stimmqualität
- Tonhöhe
- Sprachverständnis
- Verständlichkeit im Kontext und auf Wortebene
Bewertung
Jede getestete Funktion wird auf einer neunstufigen Skala von normal bis nicht vorhanden eingestuft. Die Ergebnisse werden in einem Profilbogen dargestellt, der das individuelle Muster der motorischen Beeinträchtigungen sichtbar macht. Dadurch lassen sich Dysarthrie-Typen, wie spastisch, hypokinetisch, ataktisch, etc. unterscheiden und gezielt therapieren.
Zusätzlich sollen qualitative Beobachtungen wie Kompensationsstrategien, Sprechpausen oder Koordinationsprobleme dokumentiert werden.
Literatur
- Enderby, Frenchay dysarthria assessment, British Journal of Disorders of Communication, 1980
- Grosstück et al., FDA–2 Frenchay Dysarthrie Assessment–2, Schulz-Kirchner Verlag, 2012
- Schubert, Dysarthrie: Diagnostik-Therapie-Beratung, BoD–Books on Demand, 2020