Emapalumab
Handelsname: Gamifant®
Definition
Emapalumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper gegen Interferon gamma und kommt bei primärer hämophagozytischer Lymphohistiozytose zum Einsatz.
Wirkmechanismus
Emapalumab bindet spezifisch an Interferon gamma. Dadurch nimmt die Chemokininduktion ab, die dieses Interferon anregt. Vor allem zytotoxische T-Zellen werden von diesem Interferon stimuliert.
Pharmakokinetik
Gemessen wurde ein Verteilungsvolumen von 4,2 bis 5,6 Litern sowie eine Plasmahalbwertszeit von 22 Tagen. Der Abbau erfolgt wie bei allen Proteinen im katabolen Stoffwechsel zu Aminosäuren.
Indikation
- Erwachsene, Kinder und Neugeborene mit primärer hämophagozytischer Lymphohistiozytose (HLH).
Darreichungsform
Die Applikation erfolgt ausschließlich intravenös als Infusion. Begleitend sollte Dexamethason gegeben werden.
Dosierung
Begonnen wird die Therapie mit 1 mg/kgKG. Die Dosis kann bis auf 10 mg/kgKG gesteigert werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Schwerwiegende Nebenwirkungen treten in etwa 50% der Fälle auf. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Infektionen, Fieber (Pyrexie), Bluthochdruck und Lokalreaktionen an der Applikationsstelle.
Wechselwirkungen
Durch den Effekt auf das Immunsystem sollten keine Lebendimpfstoffe während des Behandlungszeitraums mit Emapalumab appliziert werden. Es kann statt Immunisierung zu einer Infektion kommen.
Emapalumab reduziert durch die Blockade der Interferone eventuelle Entzündungsmediatoren. Sollte eine chronische Entzündung beim Patienten vorliegen, so sind in dem Zusammenhang möglicherweise einige CYP450-Enzyme hochreguliert. Diese nehmen unter Therapie mit Emapalumab folglich wieder ab, was bei der Gabe von weiteren Medikamenten zu berücksichtigen ist.
Spezielle Interaktionen mit anderen Wirkstoffen wurden nicht überprüft.
Begleituntersuchungen
Es sollte vor Therapiebeginn auf bestimmte Infektionen bzw. Erreger getestet werden. Hierzu zählen u.a.
- Tuberkulose
- Zoster
- Adenoviren
- CMV
- EBV
- Pneumocystis jirovecii
- und allgemein Pilzinfektionen.
Interferone bilden im Körper einen Teil der Immunabwehr. Daher ist es naheliegend, vor und während der Blockade eines Interferons entsprechende Erkrankungen abzuklären und zu behandeln. Diese Untersuchungen sollten alle 2 Wochen stattfinden.
Kontraindikationen
Es werden keine Kontraindikationen seitens des Herstellers genannt.
Zulassung
Die Zulassung erfolgte 20.11.2018 in den USA. Die EMA hat hingegen im Jahr 2020 die Zulassung von Emapalumab in der EU verweigert, weil sie die Wirksamkeit bei der Behandlung von primärer HLH als nicht ausreichend belegt ansah.
Nutzen
Wenn keine herkömmlichen Therapien angeschlagen hatten oder wenn diese nicht verträglich waren, blieb bis zur Einführung von Emapalumab nur die Stammzelltransplantation. Isofern ist jede neue Therapiemöglichkeit ein Zugewinn für die Patienten.