Einzelpsychotherapie
Synonym: Einzeltherapie
Englisch: individual psychotherapy, individual therapy
Definition
Die Einzelpsychotherapie ist ein psychotherapeutisches Behandlungssetting, in dem ein Patient in regelmäßigen Sitzungen mit einem Therapeuten arbeitet. Diese Therapieform wird zum Beispiel für die psychotherapeutische Behandlung psychischer Störungen, psychosomatischer Erkrankungen oder belastender Lebenssituationen gewählt.
Abgrenzung
Im Gegensatz zur Gruppenpsychotherapie erfolgt die Behandlung ausschließlich im dyadischen Rahmen. Anders als in der Paar- oder Familientherapie stehen nicht systemische Interaktionen, sondern die individuelle psychische Struktur, Lebensgeschichte und aktuelle Symptomatik der einzelnen Person im Mittelpunkt.
Hintergrund
Die Einzelpsychotherapie wird bei der psychotherapeutischen Versorgung im ambulanten und stationären Bereich eingesetzt. Sie ermöglicht den Aufbau einer kontinuierlichen therapeutischen Beziehung. Diese gilt als zentraler Wirkfaktor. Zudem erlaubt das Einzelsetting eine flexible Anpassung an Belastbarkeit, Veränderungsbereitschaft und Lebenssituation der Patienten.
Indikationen
Eine Einzelpsychotherapie ist indiziert, wenn individuelle Problemlagen eine vertiefte und geschützte Bearbeitung erfordern. Sie wird u.a. bei affektiven Störungen, Angst- und Zwangsstörungen, Traumafolgestörungen, somatoformen und psychosomatischen Störungen, Persönlichkeitsstörungen sowie bei Anpassungsstörungen und Krisensituationen eingesetzt. Auch bei psychischer Belastung im Kontext chronischer körperlicher Erkrankungen ist sie sinnvoll. Die Indikationsstellung berücksichtigt Symptomatik, strukturelle Voraussetzungen sowie Motivation und Kooperationsfähigkeit.
Ablauf und Struktur
Die Therapie gliedert sich in eine diagnostische Anfangsphase, die Therapiephase und eine Abschlussphase. Die Anfangsphase schließt die Probatorik ein, in der über mehrere Sitzungen hinweg Diagnostik, Beziehungsaufbau und Eignung für das jeweilige Therapieverfahren geprüft werden.
Einzelsitzungen dauern in der Regel etwa 50 Minuten und finden meist in einem wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Rhythmus statt; Abweichungen sind je nach Verfahren und klinischer Situation möglich.
Verfahren
Die Einzelpsychotherapie kann in verschiedenen wissenschaftlich anerkannten Therapierichtungen durchgeführt werden, insbesondere in der Verhaltenstherapie, der tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapie sowie der systemischen Therapie. Die konkrete methodische Ausgestaltung orientiert sich an der individuellen Problemlage und den Therapiezielen.
Wirkfaktoren
Limitationen
Begrenzend wirken der höhere Ressourcenbedarf im Vergleich zu Gruppensettings oder anderen therapeutischen Anwendungen sowie das Fehlen gruppendynamischer Lern- und Rückmeldeprozesse.
Literatur
- Margraf (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 1: Grundlagen, Diagnostik, Verfahren, Rahmenbedingungen. 4. Auflage. Heidelberg: Springer. 2018