Eihautwassersucht (Pferd)
Definition
Unter Eihautwassersucht versteht man eine pathologisch Vermehrung der Fruchtwässer bei der Stute.
Pathogenese
Die Eihautwassersucht ist eine selten vorkommende Erkrankung beim Pferd. Als Ursachen für die Entstehung einer Eihautwassersucht gelten sowohl eine Dysfunktion der Plazenta als auch fetale Ursachen, wie zum Beispiel Missbildungen. Meist kommt es zwischen Mitte und Ende der Gravidität innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen zu einer deutlichen Umfangsvermehrung des Abdomens. Das Volumen der Fruchtwässer kann in etwa 100 bis 200 Liter betragen. Meist ist dies durch eine Vermehrung der Allantoisflüssigkeit (Hydrallantois) bedingt, seltener durch die Zunahme der Amnionflüssigkeit (Hydramnion). Die bei einer Hydrallantois vorliegende Flüssigkeitsmenge ist insgesamt größer, wodurch sich die daraus folgenden Krankheitssymptome auch deutlicher zeigen.
Symptome
Bei der Eihautwassersucht treten verschiedene Symptome auf, unter anderem:
- deutliche Umfangsvermehrung des Abdomens
- Atembeschwerden durch einen erhöhten Druck des Uterus auf das Diaphragma
- Komplikationen, wie Hernien oder Uterusrupturen
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt durch eine rektale Palpation, wobei der prall gefüllte und dilatierte Uterus tastbar ist. Ein typisches Merkmal ist, dass durch die großen Flüssigkeitsmengen keine Fruchtteile zu palpieren oder sonografisch darzustellen sind.
Therapie
Der Fetus lebt in etwa 50 % aller Fälle noch, ist jedoch durch die ungenügende Ausreifung und oft vorliegende fetale Missbildungen extrauterin nicht lebensfähig.
Die Therapie besteht daher aus einer Abortinduktion durch eine Dilatation der Zervix bei gleichzeitigen Oxytocininfusionen. Durch manuelle Weitung wird die Zervix etwa 15 bis 20 Minuten lang allmählich geöffnet und dann die intrauterine Flüssigkeit durch Punktion der Eihäute abgelassen. Haben die Wehen zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingesetzt, ist es notwendig, Oxytocin über eine Dauertropfinfusion zu verabreichen. Oft kann der Fetus erst durch leichte Zughilfe entwickelt werden.
Da durch den plötzlichen Abfall des intraabdominalen Drucks die Gefahr eines Kreislaufschockes besteht, sollten bereits vor der Abortinduktion kreislaufunterstützende Maßnahmen getroffen werden (z.B. Volumengabe u.ä.). In den darauffolgenden Tagen muss die Stute sorgfältig tierärztlich überwacht werden, da es durch die Überdehnung des Uterus zum Nachgeburtsverhalten (Retentio secundinarum) und zur Endometritis kommen kann.
Literatur
- Aurich, Christine. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey-Verlag, 2004.