Dominant-negativer Effekt
Englisch: dominant-negative effect
Definition
Molekulargenetik
Auf molekulargenetischer Ebene bedeutet der dominant-negative Effekt den Einbau eines strukturell veränderten, jedoch stabilen Proteins in einen Multimer-Komplex. Dies beeinträchtigt die Gesamtfunktion des Komplexes stärker als das vollständige Fehlen des entsprechenden Proteins.
Beispiel
Die Osteogenesis imperfecta wird durch Defekte in den Kollagen-I-Genen (COL1A1 und COL1A2) verursacht. Beim Typ I der Erkrankung kommt es zu einem vollständigen Verlust eines COL1A1-Allels, wodurch eine reduzierte Synthese der Untereinheit möglich bleibt. Vollständig intaktes Kollagen wird weiterhin hergestellt, sodass die Erkrankung i.d.R. mild verläuft.
Der dominant-negative Effekt wird bei Osteogenesis imperfecta Typ II beobachtet. Hier führt eine Genmutation auf einem Allel zur Expression einer strukturell veränderten, stabilen Polypeptidkette, die sich mit den intakten Proteinen zu einem strukturell gestörten Multimer zusammenlagert. Dies führt zu einer gestörten Verdrillung der Kollagen-Tripelhelix und zu einer verminderten Stabilität. Die Folge sind schwerere Krankheitsverläufe.
Quelle
- Schaaf und Zschocke. Basiswissen Humangenetik. 3. Auflage. Springer Verlag. 2018.