Hohler Lerchensporn
Synonym: (Gemeine) Hohlwurz
Englisch: hollow root
Definition
Der Hohle Lerchensporn, botanisch als Corydalis cava bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Mohngewächse und der Unterfamilie der Erdrauchgewächse. Die Art hat Bedeutung als Zier-, Arznei- und Giftpflanze.
Merkmale
Es handelt sich um eine krautige, bis circa 35 cm große Staude. Der Stängel ist aufrecht und ohne Niederblätter. Die Laubblätter sind kahl, bläulich grün und doppelt dreizählig. Als Überdauerungsorgan wird eine Knolle gebildet. Durch Absterben von Gewebe (vom Inneren ausgehend) wird die Knolle bei älteren Pflanzen hohl. Die Blütezeit reicht von März bis Mai. Die Blüten sind zumeist weiß, purpurfarben oder violett, dorsiventral, 18 bis 28 mm lang und in einer aufrechten Blütentraube angeordnet. Der Blütenstand umfasst zwischen 4 und 20 Einzelblüten. Als Bestäuber kommen zahlreiche Insekten in Betracht. Die Tragblätter sind eiförmig und ganzrandig (Unterscheidungsmerkmal z.B. gegenüber Corydalis solida). Als Frucht wird eine schotenartige Kapsel gebildet, die zahlreiche rundliche, bis 3 mm große, dunkle Samen freigibt. Corydalis cava ist ein Kältekeimer, die Samen keimen also erst nach Einwirkung einer Kältephase.
Vorkommen
Corydalis cava ist in Europa und Asien verbreitet. In Mitteleuropa kommt sie häufiger vor als in Nordwesteuropa. Die Art ist nährstoffanspruchsvoll. Als Standorte können Laubmischwälder mit Buchen- oder Eichenbeständen, Auwälder, Gebüsche oder Hecken besiedelt werden.
Arzneidroge
Als pharmazeutische Droge ist die Lerchenspornknolle (Rhizoma Corydalis cavae, veraltet Tubera Aristolochiae cavae) zu nennen. Es handelt sich um die getrocknete Knolle, die während der Vegetationsruhe gesammelt wurde. Merkmale der Droge sind kegelförmige bis unregelmäßig-lappige Knollen von graubrauner Färbung, Stängelreste, eine Vertiefung am unteren Ende, einwärtsgebogene Ränder sowie einen glatten Bruch (bei mechanischem Zerbrechen der Droge) mit grünlich-gelber Bruchfläche. Der Geschmack ist bitter, der Geruch nicht charakteristisch.
Medizinische Anwendung
Aktuell (2018) findet kaum medizinische Verwendung der Droge statt. Für volksmedizinische Anwendungsgebiete, etwa Parkinson, Wunden, Morbus Menière oder Unruhezustände, ist eine Wirksamkeit nicht erwiesen. Die Anwendung als Anthelmintikum in der Gynäkologie ist obsolet.
Inhaltsstoffe
Die Knolle zeichnet sich durch den Gehalt an Alkaloiden aus. Der Gesamtalkaloidgehalt beträgt in frischem Pflanzenmaterial 2 % und in der getrockneten Knolle 4 bis 6 %. Der höchste Gehalt wird zu Beginn der Blütezeit festgestellt. Generell kann es zu standortbedingten Schwankungen im Wirkstoffgehalt kommen.
Zu den Substanzen zählen unter anderem das Hauptalkaloid Corydalin (Protoberberin-Alkaloid) sowie Bulbocapnin (Aporphin-Alkaloid), Corybulbin, Isocorybulbin, Corypalmin und Tetrahydropalmatin. Die oberirdischen Pflanzenteile weisen mit bis 0,84 % einen geringeren Alkaloidgehalt auf, wobei Bulbocapnin hier mit 0,25 bis 0,35 % die Hauptfraktion stellt. Die Samen enthalten bis zu 0,45 % Alkaloide.
Pharmakologie
Drogenextrakte wirken spasmolytisch. Bulbocapnin bewirkt katalepsieartige Reaktionen. Tetrahydropalmatin wirkt sedierend und möglicherweise tranquilierend, neuere Studien (2012) zeigen zudem Interaktionen mit Dopamin- und Serotoninrezeptoren. Die Wirksamkeit der Droge als Sedativum wird kritisch betrachtet.
Toxikologie
Ein toxisches Potential geht in erster Linie von der Knolle aus. Dadurch ist die Gefahr unbeabsichtigter Intoxikationen gering. Eine Überdosierung der Alkaloide führt zu neurotoxischen Symptomen.
Therapie der Vergiftung
Bei Aufnahme größerer Mengen Pflanzenmaterials sind erforderliche Gegenmaßnahmen ärztlich zu bestimmen. Gegebenenfalls Erbrechen herbeiführen (Emetika), resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle, Magenspülung) und intensivmedizinische Betreuung (Volumenersatz, künstliche Beatmung, Defibrillation). Darüber hinaus erfolgt symptomatische Therapie.
Literatur
- Jäger et al.: Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 2. Aufl. 20, Spektrum akadem. Verlag.
- Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.
- Frohne & Pfänder: Giftpflanzen - Ein Handbuch für Apotheker, Ärzte, Toxikologen und Biologen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2. Auflage.
- Wolf (Hrsg.): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis - Bd. 4, Drogen A-E, 1992, Springer Verlag.