Cantharidin
Handelsname(n): Ycanth®
Synonyme: Kantharidin
Englisch: some drug substance
Definition
Cantharidin ist ein Terpen, das als Abwehrsekret von verschiedenen Käferarten produziert wird, und beim Menschen ein Reizwirkung, bzw. in höherer Dosierung eine toxische Wirkung entfaltet. Als Bestandteil eines speziellen Applikators ist es in den USA, nicht jedoch in Europa, zur Behandlung von Dellwarzen zugelassen.
Chemie und Ökologie
Cantharidin ist ein Monoterpen biologischen Ursprungs. Es wird von Ölkäfern produziert, die es als Wehrsekret zur Abwehr von Fressfeinden einsetzen. In anderen Käferarten kann es auch als Lockpheromon fungieren.
Als Monoterpen besteht Cantharidin aus zwei Isopreneinheiten. Es ist ein perhydriertes Phthalsäureanhydrid, dessen Cyclohexanring über eine Ethergruppe verbrückt ist. Die Verbindung ist gut löslich in organischen Lösungsmitteln (z.B. Aceton), jedoch unlöslich in Wasser. Durch das Carbonsäureanhydrid verfügt die Verbindung über eine hohe Carbonylaktivität.
Die Summenformel lautet C10H12O4; das Molekulargewicht beträgt 196,20 g/mol.[1][2]
Wirkmechanismus
Der molekulare Wirkmechanismus von Cantharidin bei der Behandlung von Warzen ist unbekannt. Es wird jedoch vermutet, dass Cantharidin Desmosomen von infizierten Keratinozyten abbaut, was die virale Clearance erhöht.[3]
Pharmakokinetik
Nach lokaler Applikation wird Cantharidin nicht systemisch resorbiert. [4]
Indikationen
Cantharidin wird äußerlich zur Behandlung von Warzen und Mollusca contagiosa eingesetzt.
Darreichungsform
Cantharidin ist als 0,7%ige Lösung in einem Applikator zur topischen Anwendung verfügbar.[5] Da die Verbindung in Wasser unlöslich ist, ist sie in Aceton, Rizinusöl und 32% Ethanol gelöst. Das Lösungsmittel ist entflammbar, weshalb die Zubereitung von Zündquellen ferngehalten werden sollte. Die Lösung darf nicht in der Nähe von Mund, Schleimhäuten oder Augen angewandt werden.
Dosierung
Die Behandlung besteht aus der Anwendung eines Applikators auf einer Läsion alle drei Wochen. Während einer Behandlung dürfen nicht mehr als zwei Applikatoren angewandt werden. Nach 24 Stunden wird die Lösung mit Wasser und Seife abgewaschen. Vor der Anwendung muss eine Einführung in die Anwendung des Applikators erfolgen.[4]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Als Vesikant führt Cantharidin zu lokalen Hautreaktionen am Applikationsort. Diese äußern sich als Blasenbildung, Juckreiz, Schmerz, Verfärbung und Erythem.
Wechselwirkungen
Innerhalb von 24 Stunden nach Applikation von Cantharidin bzw. bevor der Wirkstoff abgewaschen wurde, sollten keine Cremes oder Kosmetika an der Hautstelle aufgetragen werden. Grund hierfür ist, dass Cantharidin über die Creme verteilt werden kann und somit auf einer größeren Hautfläche zu Nebenwirkungen führt.
Toxikologie
Nach oraler Aufnahme beträgt die LD50 von Cantharidin etwa 0,5 mg/kg. In diesem Fall können Nierenversagen, Schädigungen und Blasenbildung im Gastrointestinaltrakt, Koagulopathie, Krämpfe und Lähmungen resultieren. Bei Kontakt mit den Augen können Nekrosen der Kornea und Perforationen des Auges auftreten.
Weitere Anwendungen
Bis ins 19. Jahrhundert galt Cantharidin als potenzsteigerndes Mittel. Aus diesem Grund wurden zermahlene Spanische Fliegen (Lytta vesicatoria; früherer Artname Cantharis vesicatoria) eingenommen, die Cantharidin produzieren.
Zur Behandlung von Warzen wird Cantharidin in Form eines Cantharidenpflasters eingesetzt. Während die Anwendung bei Warzen in den Hintergrund trat, wird es alternativmedizinisch zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt. Ein Wirkungsnachweis hierfür steht aus.
Cantharidin wird auch beim Hautblasenversuch eingesetzt. Hierbei handelt es sich um einen Versuch aus der experimentellen Pharmakologie, bei dem einem Probanden Cantharidin auf die Haut gegeben wird. Der Stoff führt zur Bildung einer Hautblase, die mit Interstitialflüssigkeit gefüllt ist. Diese wird aus der Blase entnommen und in ihr die Konzentration eines zuvor verabreichten Arzneistoffs bestimmt. Der Hautblasenversuch dient somit der Gewinnung von Interstitialflüssigkeit.
Quellen
- ↑ Drugbank: Cantharidin; aufgerufen am 07.09.2023
- ↑ Pubchem: Cantharidin; aufgerufen am 07.09.2023
- ↑ Schubert-Zsilavecz, M..: US-Zulassung für Cantharidin. Pharmazeutische Zeitung online (2023); aufgerufen am 08.09.2023
- ↑ 4,0 4,1 YCANTH: prescribing information (Fachinfo); aufgerufen am 07.09.2023
- ↑ Keam SJ. Cantharidin Topical Solution 0.7%: First Approval. Paediatr Drugs. 2024
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