CERAD-Testbatterie
Definition
Die CERAD-Testbatterie, CERAD kurz für Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease, ist ein standardisiertes neuropsychologisches Testverfahren zur Erfassung kognitiver Beeinträchtigungen bei Demenzsyndromen, insbesondere der Alzheimer-Krankheit. Sie dient der quantitativen Beurteilung zentraler kognitiver Domänen und ermöglicht eine differenzierte diagnostische Einschätzung sowie die Verlaufsbeobachtung neurodegenerativer Erkrankungen.
Hintergrund
Das CERAD wurde 1986 in den USA unter Leitung von John C. Morris gegründet, um klinische, neuropathologische und neuropsychologische Daten von Alzheimer-Patienten zu vereinheitlichen. Ziel war es, ein international vergleichbares Instrumentarium zu entwickeln, das sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Praxis reproduzierbare Ergebnisse liefert. Die CERAD-Testbatterie wurde im Rahmen dieses Projekts als Kerninstrument geschaffen und später in zahlreiche Sprachen übertragen.
Im deutschsprachigen Raum erfolgte die Adaptation durch die Memory Clinic Basel unter Mitwirkung mehrerer Gedächtnisambulanzen. Die daraus entstandene CERAD-Neuropsychologische Testbatterie (CERAD-NAB) wurde normiert und erweitert (CERAD-Plus), um zusätzliche kognitive Domänen abzudecken. Diese deutschsprachige Version zählt heute zu den am weitesten verbreiteten neuropsychologischen Instrumenten zur Demenzdiagnostik und wird sowohl in der klinischen Routine als auch in wissenschaftlichen Studien eingesetzt.
Testaufbau
Die CERAD-Testbatterie umfasst eine Reihe standardisierter Aufgaben, die unterschiedliche Aspekte kognitiver Leistungsfähigkeit erfassen. Das verbale Lernen und Gedächtnis wird über eine Wortlistenaufgabe geprüft, die aus drei unmittelbaren Lerndurchgängen, einer verzögerten Reproduktion und einer Wiedererkennungsphase besteht. Damit lassen sich sowohl Einprägungsleistung als auch Abrufstabilität beurteilen.
Zur Erfassung sprachlicher Fähigkeiten dient eine Kurzform des Boston Naming Test, bei dem semantische Benennleistungen überprüft werden. Die konstruktive Praxis und das figurale Gedächtnis werden anhand geometrischer Nachzeichnungsaufgaben und einer anschließenden Reproduktionsphase geprüft. Die Wortflüssigkeit (Fluency) wird meist über die Generierung von Tiernamen innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne erfasst und erlaubt Rückschlüsse auf Exekutivfunktionen und die Organisation des semantischen Gedächtnisses.
In der erweiterten CERAD-Plus-Version sind zusätzliche Tests enthalten, darunter der Mini-Mental-Status-Test (MMST), der Trail Making Test (TMT A/B) zur Erfassung der Verarbeitungsgeschwindigkeit und kognitiven Flexibilität, eine phonematische Fluency-Aufgabe sowie der Uhrentest zur Beurteilung visuell-konstruktiver und exekutiver Leistungen.
Durchführung
Die Testung erfolgt standardisiert in ruhiger Umgebung durch geschultes Fachpersonal, üblicherweise Psychologen oder Ärzte mit neuropsychologischer Erfahrung. Die gesamte Testbatterie beansprucht etwa 30 bis 45 Minuten. Die Auswertung erfolgt anhand alters-, geschlechts- und bildungsadjustierter Normwerte, die für den deutschsprachigen Raum vorliegen. Dabei werden Rohwerte in z-Werte oder Prozentränge transformiert, um individuelle Abweichungen von der Normpopulation zu quantifizieren.
Interpretation
Die CERAD-Testbatterie erlaubt eine differenzierte Analyse kognitiver Funktionsprofile und kann typische Muster neurodegenerativer Erkrankungen aufzeigen. Charakteristisch für die Alzheimer-Demenz ist ein primäres Defizit im episodischen Gedächtnis bei zunächst erhaltenen exekutiven und visuell-konstruktiven Leistungen in Frühstadien. Bei vaskulären Demenzen zeigen sich dagegen häufig ausgeprägtere Störungen der Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen.
Aufgrund ihrer Sensitivität für frühe Gedächtnisstörungen gilt die CERAD-Testbatterie als besonders geeignet für die Frühdiagnostik der Alzheimer-Krankheit. Sie wird zudem zur Verlaufskontrolle und zur Evaluation therapeutischer Interventionen eingesetzt. Die standardisierte Struktur ermöglicht darüber hinaus den Einsatz in multizentrischen Studien und die Vergleichbarkeit von Ergebnissen über verschiedene Patientenkohorten hinweg.
Varianten
Neben der ursprünglichen CERAD-NAB und der erweiterten CERAD-Plus-Version existieren computerbasierte Umsetzungen (CERAD-NP), die eine automatisierte Datenerfassung und -auswertung erlauben. Internationale Adaptionen wurden in zahlreiche Sprachen übertragen, wobei die jeweiligen Normierungen landesspezifische Unterschiede in Bildungssystem und Demenzprävalenz berücksichtigen.
Literatur
- Morris JC, Heyman A, Mohs RC, et al. The Consortium to Establish a Registry for Alzheimer's Disease (CERAD). Part I. Clinical and neuropsychological assessment of Alzheimer's disease. Neurology. 1989;39(9):1159-1165. doi:10.1212/wnl.39.9.1159
- Berres M, Monsch AU, Bernasconi F, Thalmann B, Stahelin H (2000) Normal ranges of neuropsychological tests for the diagnosis of Alzheimer's disease. Stud Health Technol Inform.;77:195-9. PDF
- Aebi, C. (2002). Validierung der neuropsychologischen Testbatterie CERAD-NP: Eine Multi-Center Studie (Dissertation, Universität Basel). Basel: Philosophisch-Historische Fakultät der Universität Basel. PDF
- Memory Clinic Basel: www.memoryclinic.ch