Lichenoide Keratose
Synonyme: benigne lichenoide Keratose, lichen-planus-artige Keratose
Englisch: lichen planus-like keratosis
Definition
Die lichenoide Keratose ist eine gutartige Hauterkrankung aus dem Formenkreis der lichenoiden Dermatosen, die als entzündliche Variante der Verruca seborrhoica verstanden werden kann.
- ICD10-Code: L85.91
Epidemiologie
Betroffen sind vor allem Kaukasier, selten schwarze Patienten, darunter Frauen häufiger als Männer. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen dem 30. Und 80. Lebensjahr.
Klinik
Vor allem im Gesicht, hier bevorzugt an der Nase und auf den Wangen, am Hals, dem oberen Rumpf beziehungsweise prästernal, an den Unterarmen sowie auf dem Handrücken zeigen sich scharf begrenzte, ca. 0,5 bis 2 cm große rötliche, violette oder braune Plaques oder Papeln, häufig mit schuppender Oberfläche. Zumeist handelt es sich um Einzelläsionen, wobei auch multiples Auftreten vorkommen kann. Die Effloreszenzen bestehen für gewöhnlich nur über kurze Zeit und sind bis auf eventuell auftretenden leichten Juckreiz asymptomatisch.
Diagnose
Die weitere Abklärung erfordert die Entfernung des Befundes durch Exzision oder Kürettage. Anschließend wird das Biopsat pathohistologisch untersucht. Immunhistologische Untersuchungen kommen dabei in der Routinediagnostik nicht zum Einsatz.
Pathohistologie
Die lichenoide Keratose präsentiert sich lichtmikroskopisch durch wechselnd starke Akanthose mit verbreiterten, unregelmäßigen Reteleisten, keilförmiger Hypergranulose und Orthohyperkeratose, eventuell mit fokaler Parakeratose. In der Basalzellschicht zeigen sich eine vakuolige Degeneration der Keratinozyten und zahlreiche apoptotische Keratinozyten, bei starker Ausprägung eventuell einhergehend mit dermo-epidermaler Spaltbildung, gelegentlich auch mit geringen reaktiv bedingten keratinozytären Atypien. In der angrenzenden Epidermis bestehen häufig Veränderungen im Sinne einer Lentigo senilis oder einer seborrhoischen Keratose. In der oberen Dermis besteht ein dichtes, bandförmiges Infiltrat aus Lymphozyten und Histiozyten unter Einschluss von eosinophilen Granulozyten und Plasmazellen.
Die Lymphozyten sind zumeist CD8-positive T-Lymphozyten, aber auch CD20-positive B-Lymphozyten. In einigen Fällen finden sich einige CD30-positive aktivierte T-Lymphozyten mit leichten Atypien.
Differentialdiagnose
Unter dem klinischen Aspekt zu berücksichtigende Differentialdiagnosen sind die seborrhoische Keratose, die aktinische Keratose, der Morbus Bowen, das superfizielle Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom.
Histologisch ähnelt die Lichen planus-artige Keratose dem Lichen planus, der jedoch durch multiple, zumeist juckende Läsionen gekennzeichnet ist. Die Akanthose in Lichen planus-Läsionen weist eine typische Sägezahn-Kontur der basalen Epidermis auf, Parakeratose sowie Plasmazellen und Eosinophile im Infiltrat sind für den Lichen planus nicht typisch.
Auch lichenoide Arzeimittelreaktionen ähneln der Lichen planus-artigen Keratose histologisch, gehen jedoch in der Regel nicht primär mit einer Akanthose einher und weisen häufig ein noch eosinophilenreicheres Infiltrat auf. Die klinisch-pathologische Korrelation unter Berücksichtigung der Medikamentenanamnese ist hier hilfreich.
Zahlreiche weitere Erkrankungen können mit einem lichenoiden Infiltrat einhergehen, darunter irritierte seborrhoische Keratosen, die Porokeratose, aktinische Keratosen, Plattenepithelkarzinome und melanozytäre Läsionen. Dabei fehlen in der Lichen planus-artigen Keratose die für seborrhoischen Keratosen typischen Pseudohornzysten, die für eine Porokeratose typische kornoide Lamelle und dys- oder neoplastische Veränderungen, wie sie in aktinischen Keratosen beziehungsweise Plattenepithelkarzinomen zu finden sind. Insbesondere bei starker vakuoliger Degeneration basaler Keratinozyten solle bei der histologischen Untersuchung von Lichen-planus-artigen Keratosen eine melanozytäre Läsion ausgeschlossen werden, da vor diesem Hintergrund eine lentiginöse Melanozytenvermehrung schwierig abzugrenzen sein kann.
Therapie
- Kürettage
- Exzision
- Kryochirurgie