Bemarituzumab
Englisch: bemarituzumab
Definition
Bemarituzumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper der IgG1-Klasse, der spezifisch gegen den Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor 2b (FGFR2b) gerichtet ist. Der Antikörper befindet sich derzeit (2025) in klinischer Entwicklung für die Therapie von Magenkarzinomen und Karzinomen des gastroösophagealen Übergangs.[1]
Hintergrund
FGFR2b ist eine Spleißvariante des FGFR2-Rezeptors, die bei etwa 30 % der HER2-negativen Magenkarzinome überexprimiert wird. Diese Überexpression ist mit einer schlechteren Prognose assoziiert und daher ein therapeutischer Angriffspunkt.
Wirkmechanismus
Bemarituzumab besitzt einen dualen Wirkmechanismus, der auf zwei zentrale Ansätze abzielt. Zum einen bindet der Antikörper spezifisch an die extrazelluläre Domäne von FGFR2b und blockiert dadurch die Bindung von Fibroblasten-Wachstumsfaktoren, was die nachgelagerte Signaltransduktion über wichtige Signalwege wie RAS/MAPK und PI3K/AKT/mTOR hemmt. Zum anderen führt die Afucosylierung des Antikörpers zu einer mehr als 20-fach erhöhten Bindungsaffinität zu CD16, wodurch die antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC) verstärkt wird.
Nebenwirkungen
In der Phase-I-Studie waren die häufigsten behandlungsbedingten Nebenwirkungen Fatigue (17,7 %), Übelkeit (11,4 %) und trockene Augen (10,1 %).[2]
Ein besonderes Augenmerk liegt auf Hornhaut-assoziierten Nebenwirkungen, die in der FIGHT-Studie bei 29 % der Patienten in der Bemarituzumab-Gruppe auftraten. Diese Toxizität wird möglicherweise durch die Hemmung von FGF10 verursacht.
Zulassung
Bemarituzumab ist derzeit (2025) nicht zugelassen und besitzt keine offizielle Indikation.
Im April 2021 erhielt Bemarituzumab von der FDA die sogenannte Breakthrough Therapy Designation. Dieser Status, der die Entwicklung und Prüfung des Wirkstoffs beschleunigt, wurde für die Erstlinientherapie von Patienten mit FGFR2b-überexprimierenden, HER2-negativen metastasierten oder lokal fortgeschrittenen Magenkarzinomen sowie Karzinomen des gastroösophagealen Übergangs verliehen.[3]
Forschung
Die Phase-II FIGHT-Studie untersuchte Bemarituzumab in Kombination mit mFOLFOX6 bei Patienten mit FGFR2b-positiven, HER2-negativen fortgeschrittenen Magenkarzinomen. Die Kombination zeigte eine Verbesserung des medianen progressionsfreien Überlebens (9,5 vs. 7,4 Monate) und des Gesamtüberlebens (19,2 vs. 13,5 Monate). Bei Patienten mit FGFR2b-Überexpression in ≥ 10 % der Tumorzellen war der Benefit ausgeprägter.[4]
Der Antikörper wird zudem derzeit (2025) in mehreren Phase-III-Studien (z.B. FORTITUDE-101) untersucht. Die Entwicklung erfolgt für Magenkarzinome und andere solide Tumoren mit FGFR2b-Überexpression.
Quellen
- ↑ Xiang et al., Preclinical characterization of bemarituzumab, an anti-FGFR2b antibody for the treatment of cancer, MAbs, 2021
- ↑ Catenacci et al., Phase I Escalation and Expansion Study of Bemarituzumab (FPA144) in Patients With Advanced Solid Tumors and FGFR2b-Selected Gastroesophageal Adenocarcinoma, J Clin Oncol, 2020
- ↑ Amgen – Bemarituzumab erhält Breakthrough Therapy Designation, abgerufen am 03.07.2025
- ↑ Rha et al., Prevalence of FGFR2b Protein Overexpression in Advanced Gastric Cancers During Prescreening for the Phase III FORTITUDE-101 Trial, JCO Precis Oncol, 2025