Antithymoglobulin
Synonyme: Antithymozytenglobulin, ATG
Handelsnamen: Thymoglobulin®, Atgam®
Englisch: antithymoglobulin
Definition
Antithymoglobulin, kurz ATG, ist ein gereinigtes Immunglobulin (IgG) mit immunsuppressiven Eigenschaften.
Hintergrund
Antithymoglobulin wird dadurch gewonnen, dass Kaninchen oder Pferde mit menschlichen Thymozyten immunisiert werden. Es wird je nach Herkunft zwischen rATG (rabbit) vom Kaninchen und hATG (horse) bzw. eATG (equine) vom Pferd unterschieden. Das gewonnene Immunserum bzw. die in ihm enthaltenen Antikörper erkennen und zerstören menschliche T-Lymphozyten. Die Grundlagen der immunsuppressiven Wirkung von Antithymoglobulin sind noch nicht vollständig geklärt. Als mögliche Mechanismen werden diskutiert:
- Entfernung der T-Lymphozyten aus dem Blutstrom
- Modulierung der T-Zell-Aktivierung
- T-Zell-Homing
Erfolgt die Immunisierung nicht mittels Thymozyten, sondern durch ein Lymphozytengemisch entsteht Antilymphozytenglobulin (ALG).
Indikation
Antithymoglobulin kann zur Prophylaxe und Behandlung von Abstoßungsreaktionen im Rahmen von Organtransplantationen verwendet werden, beispielsweise für Nieren-, Herz-, Leber- und Bauchspeicheldrüsentransplantationen. Desweiteren findet Antithymoglobulin Anwendung in der Behandlung von aplastischen Anämien.
Wissenschaftliche Studien haben zudem gezeigt, dass Antithymoglobulin zur Prophylaxe einer Graft-versus-Host-Reaktion, eingesetzt werden kann. Dabei wird Antithymozytenglobulin meist zusätzlich zur Standard-Immunsuppression verwendet.[1][2] Eine Graft-versus-Host Reaktion kann nach einer allogenen Blutstammzelltransplantation oder Knochenmarktransplantation auftreten und wird durch die Reaktion des Immunssystems des Spenders gegen das Gewebe des Empfängers verursacht.[3]
Nebenwirkungen
Die Therapie mit Antithymoglobulin sollte nur von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Zu den Nebenwirkungen von Antithymoglobulin gehören unter anderem:
- Anaphylaxie
- Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS)
- Fieber
- Arthralgien
- Myalgien
- Exanthem
- Lympho-, Neutro- und Thrombozytopenie
- Erhöhte Transaminasen (Cave: Alkohol)
- Erhöhte Malignominzidenz
Bei Patienten, die aus hämatoonkologischer Indikation ATG erhalten, besteht das Risiko einer transfusionsassoziierten Graft-Versus-Host-Reaktion. Daher müssen zelluläre Blutprodukte vor Transfusion bestrahlt werden.
Quellen
- ↑ Graft-versus-Host Erkrankung, akut–Onkopedia, abgerufen am 19.08.2021
- ↑ [1]Kumar et al. Antithymocyte globulin for graft-versus-host disease prophylaxis: an updated systematic review and meta-analysis. Bone Marrow Transplantation, 2019, abgerufen am 19.08.2021
- ↑ Orphanet: Graft versus host disease chronic, abgerufen am 20.08.2021