Akustisches Trauma
Synonym: Schalltrauma
Englisch: acoustic trauma
Definition
Unter einem akustischen Trauma versteht man eine durch starke Schallreize (z.B. Explosion, einen Knall oder Lärm) hervorgerufene Schädigung der Haarzellen im Corti-Organ des Innenohrs.
Ätiopathogenese
Das Ohr besitzt die Fähigkeit, sich dem Schalldruck in Grenzen anzupassen. Wenn die Grenzen durch starke Lärmeinwirkung von außen überschritten werden, kann man einen vorübergehenden (Temporary Threshold Shift) oder auch permanenten Tonschwellenschwund (Permanent Threshold Shift) beobachten.
Die Schädigung der Haarzellen im Corti-Organ entsteht durch Störungen im Stoffwechsel. Ein Mangel an Sauerstoff sowie die vermehrte Entstehung von freien Radikalen führen zur Schädigung der Haarzellen. Es ist ebenso eine mechanische Schädigung der Sinneszellen möglich.
Betroffen sind zunächst Sinneszellen im basalen Bereich der Schnecke, da er bei Lärm am stärksten belastet wird. Dies führt zunächst zu einem Hörverlust im Hochtonbereich.
Klinik
Die betroffenen Patienten klagen über ein Ohrgeräusch sowie über eine Verschlechterung des Hörvermögens.
Formen
Knalltrauma
Beim Knalltrauma wird über eine Schalldruckwelle (ein bis zwei Millisekunden) eine akute Schädigung der Haarzellen des Corti-Organs ausgelöst. Die Beschwerden bessern sich häufig in den ersten Tagen. Eine Progredienz wird in der Regel nicht beobachtet.
Explosionstrauma
Das Explosionstrauma führt über eine Schalldruckwelle (mehr als zwei Millisekunden) zu einer Schädigung der Sinneszellen. Häufig geht das Explosionstrauma mit einer Verletzung des Trommelfells, seltener mit einer Luxation der Gehörknöchelchenkette einher, so dass zusätzlich eine Schallleitungsschwerhörigkeit vorliegt. Eine Progredienz der Hörminderung ist möglich.
Akutes Lärmtrauma
Das akute Lärmtrauma wird nur selten beobachtet. Eine kurzzeitige Einwirkung von Lärm mit einem Pegel von mehr als 120 Dezibel oder Lärm mit einem Pegel von 90 bis 120 dB bei gleichzeitiger Minderdurchblutung des Ohres führen zu einem Innenohrschaden.
Chronisches Lärmtrauma
Die Lärmschwerhörigkeit ist eine Berufskrankheit, die durch die über Jahre anhaltende Einwirkung von Lärm mit einem Pegel von mindestens 85 Dezibel hervorgerufen wird. Die Erkrankung zeigt keine Progredienz. Der Verdacht auf eine Lärmschwerhörigkeit ist meldepflichtig. Bei Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) um 20% besteht das Recht auf Entschädigung.
Diagnostik
Im Audiogramm zeigt sich eine Schallempfindungsschwerhörigkeit mit einer Senke bei 4.000 Hertz oder einem Abfall bei Tönen mit hohen Frequenzen.
Der SISI-Test ist positiv, es liegt ein positives Recruitment vor. Es lassen sich keine otoakustischen Emissionen (OAEs) im geschädigten Frequenzbereich nachweisen.
Therapie
Ein Patient mit einem Knalltrauma kann durch eine hämorheologische Infusionstherapie mit Hydroxyethylstärke (HAES) in Kombination mit Procain behandelt werden.
Prophylaxe
Das Meiden von Lärm (z.B. lauter Musik in Diskos), ausreichende Lärmpausen oder auch die Anwendung von Schallschutzwatte oder Ohrstöpsel wirken prophylaktisch.