Aerobilie
von griechisch: ἀήρ ("aér") - Luft und lateinisch: bilis - Galle
Synonym: Pneumobilie
Englisch: pneumobilia, aerobilia
Definition
Unter Aerobilie versteht man das Vorhandensein von Luft bzw. Gas in den Gallenwegen. Sie muss von portalvenösem Gas differenziert werden.
Ursachen
Luft kann durch verschiedene Ursachen in die Gallenwege gelangen:
- iatrogen durch einen Eingriff an den Gallenwegen: ERCP, PTCD, PTC, intraoperative Cholangiographie, Gallengangstent
- iatrogen durch biliodigestive Anastomose: Cholezystoenterostomie, Choledochoduodenostomie, Whipple-Operation
- insuffizienter Sphincter Oddi: Sphinkterostomie, nach Passage eines Gallensteins, Vernarbungen (z.B. bei chronischer Pankreatitis), Medikamente (z.B. Atropin), angeboren
- spontane bilioenterische Fistel (meist cholezystoduodenale Fistel): Gallenstein-Ileus, peptisches Ulkus, traumatisch, neoplastisch (z.B. Cholangiokarzinom, ampulläres Karzinom)
- Infektion (selten): Cholangitis, emphysematöse Cholezystitis, Leberabszess, rupturierte Echinokokkus-Zyste
- biliobronchiale Fistel (selten)
Fehlt eine Aerobilie nach Anlage eines Gallengangstents ist dies ein spezifischer Hinweis auf eine Okklusion des Stents.
Diagnostik
Konventionelles Röntgen
Im Röntgenbild in Rückenlage weisen 50 % der Patienten mit Aerobilie das sogenannte Saber Sign ("Säbel-Zeichen") auf, eine schwertförmige Transparenzerhöhung rechts paraspinal. Es entspricht Gas im Ductus hepaticus communis und Ductus hepaticus sinister.
Sonogaphie
Die Sonographie ist sehr sensitiv für den Nachweis von Gas in der Leber, da es Artefakte verursacht. Die Leber erscheint dann "gestreift".
Computertomographie
Eine Aerobilie ist in der Computertomographie (CT) gut ekennbar. Das Gas ist insbesondere in den zentralen Gallengängen lokalisiert und steigt schwerkraftabhängig auf, sodass es oft den linken Leberlappen ausfüllt.
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Magnetresonanztomographie
In der Magnetresonanztomographie (MRT) ist die Aerobilie schwerer zu erkennen. In T1w-GRE-Sequenzen treten Suszeptibilitätsartefakte auf.
Differenzialdiagnose
Eine Aerobilie tritt vor allem in den zentralen, großkalibrigen Gallengängen auf, da der Gallenfluss das Gas in Richtung Hilum drückt. Portalvenöses Gas befindet sich hingegen aufgrund des Blutflusses in den peripheren, kleinkalibrigen Blutgefäßen. Es tritt bei schwer kranken Patienten auf, z.B. bei einer Darmischämie.
Literatur
- Sherman SC, Tran H. Pneumobilia: benign or life-threatening. J Emerg Med. 2006
- Lewandowski BJ et al. The air-filled left hepatic duct: the saber sign as an aid to the radiographic diagnosis of pneumobilia. Radiology. 1984
- Thomas S et al. Resolution of pneumobilia as a predictor of biliary stent occlusion. Clin Imaging. 2015
- Erden A et al. Diagnostic value of T1-weighted gradient-echo in-phase images added to MRCP in differentiation of hepatolithiasis and intrahepatic pneumobilia. AJR Am J Roentgenol. 2014
Peer-Review durch Bijan Fink |
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