Thyreoglobulin
Englisch: thyroglobulin
Definition
Thyreoglobulin, kurz TG oder Tg, ist ein Protein, das in den Thyreozyten gebildet wird und in den Follikeln der Schilddrüse gespeichert wird.
Physiologie
Thyreoglobulin besteht aus langen Ketten mit Thyroxin- und Trijodthyronin-Resten, aus denen im Bedarfsfall (z.B. bei Steuerimpulsen durch TSH) Schilddrüsenhormone abgespalten und freigesetzt werden. Auch die Synthese von Thyreoglobulin unterliegt einer stimulierenden Steuerung durch TSH.
Thyreoglobulin wird in einer komplexen biochemischen Reaktionsfolge durch eine Schilddrüsen-Peroxidase (TPO) gebildet.
Biochemie
Das Glykoprotein Thyreoglobulin (Molekulargewicht ca. 660.000 Dalton) liegt in Form langer Ketten mit jeweils etwa 130 Tyrosin-, T1-, T2-, T3- und T4-Resten vor. Es hat einen Kohlenhydratanteil von ca. 10% und besteht aus zwei Untereinheiten mit einem Molekulargewicht von jeweils etwa 330.000 Dalton, die über Disulfidbrücken verbunden sind. Thyreoglobulin dient als Gerüst, an dem Thyrosinreste schrittweise zu den fertigen Schilddrüsenhormonen T3 und T4 aufgebaut werden.
Pathophysiologie
Die Thyreoglobulinsynthese ist bei bestimmten angeborenen Erkrankungen der Schilddrüse gestört (dyshormogene Struma), in der Folge entsteht eine schwere Hypothyreose. Antikörper gegen Thyreoglobulin (Tg-AK) kommen in niedrigen Titern häufig vor, insbesondere bei Frauen nach der Menopause. Hohe Tg-AK-Titer finden sich typischerweise bei Autoimmunthyreopathien, insbesondere bei der Hashimoto-Thyreoiditis und der Ord-Thyreoiditis, die Folge ist auch hier eine Hypothyreose. Auch beim Morbus Basedow kann man gelegentlich Thyreoglobulin-Antikörper finden (M. Basedow mit Hashimoto-Komponente).
Labordiagnostik
Thyreoglobulin kann im Serum bestimmt werden und dient u.a. bei Patienten mit Schilddrüsenkarzinom nach einer Thyroidektomie als Tumormarker. Physiologisch ist es in der Blutbahn in geringen Mengen nachweisbar.
Bei Schilddrüsenkarzinomen ist eine Bestimmung der Thyreoglobulinkonzentration nur zur Verlaufskontrolle nach totaler Thyreoidektomie geeignet. Darüber hinaus bilden sich bei ca. 10% der Schildrüsenkarzinome Autoantikörper gegen Thyreoglobulin, weshalb labordiagnostisch falsch niedrige Werte auftreten können. Aus diesem Grund sollten zur Beurteilung die Thyreoglobulin-Antikörper mitbestimmt werden.
Material
Für die Untersuchung wird 1 ml Blutserum benötigt.
Referenzbereich
Klientel | Normwert |
---|---|
bei Schilddrüsen-Gesunden: | < 75 µg/ml |
nach Thyreoidektomie / zur Tumornachsorge | < 3 µg/ml |
Die Referenzbereiche variieren labor- und methodenabhängig und sollten dem jeweiligen Befundausdruck entnommen werden.
Interpretation
Erhöhte Werte können u.a. folgende Erkrankungen als Ursache haben:
- benigne Erkrankungen:
- follikulläres und papilläres Schilddrüsenkarzinom
Bei kleineren Schilddrüsenkarzinomen können auch Werte im Normbereich vorliegen. Im Falle einer Metastasierung sind hingegen stark erhöhte Werte zu erwarten. Nach einer erfolgreichen Tumortherapie normalisieren sich in der Regel die Thyreoglobulinkonzentrationen, bei Rezidiven ist eine erneuter Anstieg zu beobachten.
Erniedrigte Werte finden sich u.a. im Rahmen einer Hyperthyreosis factitia.
Podcast
Quellen
- Laborlexikon.de, abgerufen am 25.05.2021
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © Carly Mackler / Unsplash
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