Autoimmunthyreopathie
Synonym: Autoimmunthyreoiditis
Englisch: autoimmune thyroiditis
Definition
Als Autoimmunthyreopathie werden chronisch entzündliche Schilddrüsenerkrankungen bezeichnet, die durch eine Fehlregulation der spezifischen Immunabwehr (B-Lymphozyten und T-Lymphozyten) verursacht sind. Dabei werden Antikörper oder spezifische T-Zellen gegen Schilddrüsengewebe gerichtet.
Einteilung
Klassischerweise werden Autoimmunthyreopathien in drei Typen eingeteilt:
- Typ 1: Euthyreose
- 1A: Mit Struma (Hashimoto-Thyreoiditis)
- 1B: Ohne Struma (Ord-Thyreoiditis)
- Typ 2: Hypothyreose
- 2A: Mit Struma (Hashimoto-Thyreoiditis)
- 2B: Ohne Struma (Ord-Thyreoiditis)
- Typ 3: Morbus Basedow
- 3A: Mit Hyperthyreose
- 3B: Mit Euthyreose
- 3C: Mit Hypothyreose
Nicht alle Fälle einer Autoimmunthyreopathie lassen sich zweifelsfrei in diesem Schema einordnen. Fließende Übergänge bestehen insbesondere zwischen der Hashimoto-Thyreoiditis und dem Morbus Basedow. Die derzeitige (2020) Nomenklatur unterscheidet zwischen folgenden Formen:
- Autoimmunthyreoiditis mit Euthyreose (AIT): Nachweis von Anti-TPO-Antikörper ohne Schilddrüsenfunktionsstörung, entwickelt sich im Verlauf meist zu einer Hashimoto-Thyreoiditis
- Autoimmunthyreoiditis mit Schilddrüsenfunktionsstörung (AITD):
- Hashimoto-Thyreoiditis (HT): Anti-TPO- und Anti-TG-Antikörper, Hypothyreose
- Morbus Basedow (GT): TRAK, Hyperthyreose, endokrine Orbitopathie
- Immunogene Hyperthyreose (IT) bzw. atypischer Morbus Basedow: TRAK, Hyperthyreose
- Post-Partum-Thyreoiditis (PPT): Autoimmunthyreoiditis, die erstmals nach Entbindung auftritt
- IgG4-assoziierte Thyreoiditis (Riedel-Struma): immunhistochemischer Nachweis von IgG4-positiven Plasmazellinfiltraten, kein Nachweis klassischer Autoantikörper als Diagnosekriterium, ggf. Erhöhung der IgG4-Subfraktion im Labor
Ätiopathogenese
Autoimmunthyreopathien werden durch eine Störung der Immuntoleranz verursacht (Autoimmunerkrankung). Der Pathomechanismus kann primär T-Zell-vermittelt (Ord-Thyreoiditis und Hashimoto-Thyreoiditis) oder B-Zell-vermittelt (Morbus Basedow) sein. Autoimmunthyreopathien finden sich gehäuft im Rahmen eines autoimmunen polyendokrinen Syndroms.
Als exogene Auslöser werden Virusinfekte mit konsekutiver subakuter Thyreoiditis und ionisierende Strahlen (radiogene Thyreoiditis) diskutiert. Darüber hinaus können Medikamente eine Autoimmunthyreopathie auslösen, z.B. Interferone im Rahmen der Zytokin-induzierten Thyreoiditis.
Klinik
Häufige Folgen einer Autoimmunthyreopathie sind:
- Hypothyreose (insbesondere im Falle der Hashimoto- und der Ord-Thyreoiditis)
- Hyperthyreose (v. a. beim Morbus Basedow)
- Entwicklung einer Struma oder einer Schilddrüsenatrophie
- Extrathyreoidale Manifestationen (z. B. endokrine Orbitopathie)
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach dem jeweiligen Krankheitsbild und dessen metabolischen Folgen. Meist ist eine lebenslange Substitution von Schilddrüsenhormon notwendig.
siehe auch: Levothyroxin
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