Hypertensive Krise
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Synonyme: Hochdruckkrise, Bluthochdruckkrise, Blutdruckkrise
Englisch: hypertensive urgency
Definition
Eine hypertensive Krise liegt nach der Definition der European Society of Hypertension und der European Society of Cardiology bei einem Anstieg des Blutdrucks über 180/120 mmHg vor. Bei einer hypertensiven Krise besteht im Gegensatz zum hypertensiven Notfall ("hypertensive emergency") noch keine Organschädigung.
Nomenklatur
"Hypertensive Krise" und "hypertensiver Notfall" werden in der Literatur auch unter dem Dachbegriff "hypertensive Entgleisung" ("hypertensive urgency") zusammengefasst. Die medizinische Alltagssprache verwendet diese Terminologie nicht immer stringent, sondern setzt alle Begriffe mehr oder minder synonym ein.
Symptome
- Kopfschmerz
- Erbrechen
- Schwindel
- Epistaxis
- Angina pectoris
- Arrhythmie
- Agitiertheit
- Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
- Dyspnoe
- Auge: Sehstörungen (Stauungspapille)
- Niere: Hämaturie, Proteinurie, Oligurie bis Anurie
Therapeutisches Vorgehen
Bei einer hypertensiven Krise sollte zunächst sofortige Ruhe eingehalten werden. Nach einer halben Stunde sollte der Blutdruck kontrolliert werden. Besteht der hohe Blutdruck weiterhin, sollte die orale Gabe eines Antihypertensivums erfolgen, vorzugsweise eine zweite Dosis des bereits verwendeten Antihypertensivums (z.B. ACE-Hemmer).
Bei hierunter immer noch wiederholt erhöhten Blutdrücken über systolisch 200 mmHg ist eine Therapie mit weiteren Antihypertensiva zu erwägen. Mögliche Präparate sind:[1]
- Nitroglycerin, z.B. Nitrolingual (oral) - off label
- Urapidil (intravenös)
- Nicardipin (intravenös)
- Labetalol (intravenös)
Bei Agitiertheit, Unruhe oder Alkoholentzugssyndrom kann Clonidin (75–150 μg i.v. über 10 Minuten) gegeben werden. Zu hohe Dosierungen von Clonidin können allerdings - wahrscheinlich über einen Agonismus an peripheren α1-Adrenozeptoren - initial den Blutdruck steigern.
In sehr schweren Fällen ist die intravenöse Gabe von Nitroprussid-Natrium als Infusion unter kontinuierlichem Monitoring möglich (0,2–10 μg/kgKG/min). Eine längere Anwendung ist wegen der Gefahr einer Cyanidintoxikation kontraindiziert.
Sublinguales Nifedipin oder Nitrendipin sollten nicht mehr eingesetzt werden, da es zu einem zu schnellen Abfall des Blutdrucks mit der Gefahr einer Reflextachykardie kommen kann.
Zu beachten ist, dass der Blutdruck nicht sehr schnell abgesenkt wird, da ansonsten insbesondere bei zerebrovaskulärer Vorschädigung Ischämiegefahr besteht. Bei Apoplex-Patienten ist eine Blutdruckerhöhung in der Akutphase symptomatisch und klingt in der Regel nach 1-2 Tagen ab.
Ziel des therapeutischen Vorgehens bei einer hypertensiven Krise ist die kontrollierte Senkung des Blutdruckes in einen ungefährlichen Bereich und damit die Verhinderung eines hypertensiven Notfalls und der damit verbundenen Organschädigung.
Ursachen
Zu den Ursachen einer hypertensiven Krise gehören u.a.
- Fehlende Compliance bei der Antihypertensiva-Einnahme (häufigste Ursache)
- Unbehandelte Hypertonie
- Emotionale Erregungszustände, Stress
- Akute Nierenerkrankungen
- Nierenarterienstenose
- Tyraminreiche Ernährung bei gleichzeitiger Einnahme von MAO-Hemmern
- Phäochromozytom
Quellen
- ↑ European Society of Cardiology (ESC), Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK): ESC/ESH Pocket Guidelines, Version 2018