Rosazea
Synonym: Kupferrose, Kupferfinne, Acne rosacea, Winzernase
Englisch: rosacea
Definition
Die Rosazea ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung mit persistierenden und flushartig einsetzenden Erythemen und Teleangiektasien sowie entzündlichen Episoden mit Papeln und Pusteln im Gesicht.
Epidemiologie
Die Rosazea manifestiert sich bevorzugt ab dem 50. Lebensjahr, ein schleichender Beginn kann sich jedoch bereits im dritten Lebensjahrzehnt einstellen.
Ätiologie
Die Ätiologie der Rosazea ist derzeit (2024) nicht vollständig aufgeklärt. Ein Zusammenhang mit internistischen Krankheitsbildern ist anzunehmen. Rosazea-Patienten weisen eine Hyperreaktivität der Blutgefäße im Gesichtsbreich auf. Sonnenexposition, Genuss von Alkohol, stark gewürzte Speisen und thermische Einwirkungen können einen akuten Schub der Rosazea triggern.
Gute therapeutische Erfolge durch Anwendung von Antibiotika deuten auf eine Beeinflussung der Pathogenese durch Erreger hin.
Symptomatik
Die Rosazea beginnt mit Erythemen, die zunächst passager, im weiteren Verlauf persistent sind. Der weitere Verlauf erfolgt in Schüben. Sehr selten kann die Erkrankung auf fulminant verlaufen (Rosacea fulminans).
Während eines Schubs kommt es im Bereich der Erytheme zur Ausbildung von Teleangiektasien mit Schädigung des Gefäßendothels (Rosazea erythematosa). Die Endothelschädigung bewirkt letztendlich das Erythem.
Durch Flüssigkeitsaustritt aus den erweiterten Gesichtskapillaren werden Entzündungsmediatoren in das Interstitium freigesetzt, die Entzündungszellen wie Granulozyten anlocken.
An diesen entzündeten, ödematösen Stellen bilden sich Papeln. Durch bakterielle Superinfektion können sich aus den Papeln eitrige Pusteln bilden (Rosazea papulopustulosa). Auch wurden Demodex-folliculorum-Milben in den Pustelherden aufgefunden, gegen die Metronidazol-Creme wirksam ist. Unklar ist, ob die Besiedlung der Pusteln durch diese Milben die Ursache der Rosazea oder ein Begleitphänomen ist.
Bei schweren Verlaufsformen kann es im Rahmen akuter Schübe zur Ausbildung derber Knoten kommen, die zur Auftreibung der Haut führen. Bevorzugt bei Männern tritt ein Rhinophym auf, das durch eine Hyperplasie der Talgdrüsen im Bereich der Nase bedingt ist (Rosazea phymatosa). In manchen Fällen ist die Entstehung eines solchen Phyms auch im Bereich des Kinns (Gnatophym), der Ohren (Otophym) oder der Glabella (Metophym) möglich.
Charakteristisch ist die tiefrote (kupferartige) Farbe der Effloreszenzen. Auch wird der Zusammenhang mit Helicobacter pylori diskutiert. Nach Eradikation dieses Bakteriums (Amoxicillin + Clarithromycin + Pantoprazol) aus dem Magen kommt es zur Verbesserung der Rosazea.
In der aktuellen Leitlinie erfolgt die Einteilung der Symptome in Major- (z.B. Erythem, Papeln, Pusteln, Teleangiektasien) und Minorsymptome (z.B. Brennen oder Trockenheitsgefühl der Haut).
Prädilektionsstellen
Die Rosazea beginnt immer im zentralen Gesichtsbereich ("um die Nase herum") und breitet sich von dort auf Stirn und Kinn aus.
Komplikationen
Bei einem kleinen Teil der Betroffenen kann das Auge in Form einer Konjunktivitis, Blepharitis und/oder Keratitis mitbeteiligt sein (Ophthalmo-Rosazea). Unerkannt und unbehandelt kann sie zu Hornhautulzerationen, Narbenbildung auf der Hornhaut und Erblindung führen. Die okuläre Rosazea kann vor oder auch zeitgleich mit der kutanen Manifestation auftreten. Die Zusammenarbeit mit dem Augenarzt ist in der Frühphase dieser Krankheitsform notwendig.
Differentialdiagnose
Von einer Acne vulgaris ist die Rosazea durch das höhere Alter der Erkrankten, das Fehlen von Komedonen und geringer ausgeprägte Seborrhö zu unterscheiden.
Eine weitere wichtige Differentialdiagnose ist der Lupus erythematodes.
Therapie
Die Therapie besteht aus:
- lokaler Reinigung mit gut hautverträglichen Syndets, keine Seifen
- Meiden von alkoholischen Hautreinigungsmitteln, da es zur zusätzlichen Reizung kommt
- lokaler Applikation von Antibiotika (z.B. Clindamycin, Tetrazykline, Metronidazol)
- zusätzlich Vitamin E p.o. (1 bis 3 g/Tag) zusammen mit Beta-Carotin (100 mg/Tag) für 4–8 Wochen
Weitere topische Therapieoptionen sind Ivermectin und Brimonidin. Triggerfaktoren (s.o.) sollten gemieden, betroffene Hautareale regelmäßig massiert werden. Große Teleangiektasien können chirurgisch koaguliert werden, ein Rhinophym wird ausschließlich chirurgisch abgetragen.
Lokaltherapie
- Hydrophiles Metronidazol-Gel 0,75% (NRF 11.65.) ad 50,0 g
- Hydrophile Metronidazol-Creme 1% (NRF 11.91.) ad 50,0 g
- Hydrophile Erythromycin-Creme 2% mit Metronidazol 1% (NRF 11.138.) ad 50,0 g
- Tetracyclin HCl 1,0 g, Paraffinum subliquid. 10,0 g in Vaselinum album ad 100,0 g
- Chlortetracyclin-HCl 0,5 g, Titandioxid 10,0 g, Talcum 10,0 g, Glycerol 85% 15,0 g in gereinigtes Wasser ad 50,0 g
Systemische Therapie
Bei schwerem Verlauf und Augenbeteiligung:
- Tetracyclin, S: 1.000 bis 1.500 mg/Tag in 2–3 Einzeldosen p.o.
- Minocyclin, S: 100 mg/Tag, Reduktion nach klinischen Befund und Verträglichkeit auf 50 mg/Tag p.o.
- Doxycyclin, S: 100 mg/Tag nach 14 Tagen auf 50 mg/Tag p.o. reduzieren.
- Isotretinoin, S: 10–20 mg/Tag p.o.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
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Literatur
- Leitlinie Rosazea, Stand 2022
Weblinks
- Lehmann P M. Rosazea. Epidemiologie, Pathogenese, Klinik und Therapie. Dtsch Arztebl 2007, abgerufen am 26.01.2024
- Lenders D et al. Rosazea (Teil 1, Ätiologie, Klassifikation, Diagnostik): Neue Aspekte in Diagnostik, Klassifikation und Therapie. Dtsch Arztebl 2023, abgerufen am 26.01.2024
- Lenders D et al. Rosazea (Teil 2, Therapie): Neue Aspekte in Diagnostik, Klassifikation und Therapie. Dtsch Arztebl 2024, abgerufen am 26.01.2024
Bildquelle
- Bildquelle für Quiz: ©Joshua Harris / Unsplash
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