Pantoprazol
Handelsnamen: Gastrozol®, Pantoprazol NYC®, Rifun® u.a.
Definition
Pantoprazol ist ein Protonenpumpeninhibitor, der zur Behandlung der Refluxösophagitis, Magenulzera sowie Duodenalulzera verabreicht wird.
Wirkmechanismus
Pantoprazol gelangt in die Belegzellen der Magenschleimhaut, wo der Wirkstoff eine irreversible Inhibition der Protonenpumpe verursacht, auch Protonen-Kalium-ATPase genannt. Auf diese Weise wird eine verminderte Säureproduktion und ein damit einhergehender höherer pH-Wert der Magensäure erreicht, so dass eine Abheilung von Schleimhautverletzungen ermöglicht wird.
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit von Pantoprazol beträgt ca. 77 %. Bei oraler Gabe werden maximale Plasmakonzentrationen nach 2 bis 2,5 h gemessen. Als Prodrug wird Pantoprazol erst nach Resorption ins Blut im sauren pH der Parietalzelle aktiviert und in seine aktive Form umgewandelt. Pantoprazol kann nur in magensaftresistenten Tabletten verabreicht werden, da der Wirkstoff sonst bereits im Magen aktiviert wird. Dadurch würde Pantoprazol sofort mit den Disulfidbrücken in den Muzinen auf der Magenschleimhaut reagieren und zersetzt werden. Der Arzneistoff wirkt im Vergleich zu anderen Protonenpumpenhemmern schneller und länger. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 1 h. Pantoprazol wird hepatisch metabolisiert und hauptsächlich renal ausgeschieden.
Pantoprazol führt wegen der gehemmten Säuresekretion zu erhöhtem Serumgastrin.
Indikationen
Geschwüre im Magen (Ulcus ventriculi) und Darm (Ulcus duodeni) stellen die Hauptindikationen für eine Therapie mit dem Arzneistoff Pantoprazol dar. Da Speiseröhrenerkrankungen durch eine Refluxösophagitis verursacht werden können, wird auch hier der Wirkstoff verabreicht. Eine prophylaktische Einnahme zur Verhinderung von Rezidiven ist ebenfalls möglich. Das Zollinger-Ellison-Syndrom sowie eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori sind weitere Indikationen.
Dosierung
Die übliche Dosierung von Pantoprazol beträgt 20 mg pro Tag. Die Therapie mit Pantoprazol ist normalerweise auf einen Zeitraum von 2 bis 4 Wochen beschränkt. Innerhalb dieser Zeit kommt es meist zur Symptombesserung. Bei fehlendem Therapieerfolg oder Rezidiven kann die Dosis auf 40 mg täglich erhöht werden oder die Therapiedauer verlängert werden. In manchen Fällen kann eine Langzeitbehandlung notwendig sein.[1]
Pantoprazol wird morgens 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück eingenommen. Die Einnahme auf nüchternen Magen ist wichtig, da Pantoprazol immer in magensaftresistenten Tabletten verabreicht wird. Eine Kombination mit Nahrung verlängert die Magenpassage und verzögert die Wirkstofffreisetzung. Die Bioverfügbarkeit wird durch die Einnahme mit Nahrung jedoch nicht beeinträchtigt.
Pantoprazol sollte nicht abrupt abgesetzt werden, da es zu einem Rebound-Effekt kommen kann, bei welchem die Magensäureproduktion übermäßig angeregt wird. Sollte es nach dem Absetzen zu Sodbrennen kommen, kann über einige Tage mit Antazida überbrückt werden, bis sich die Magensäureproduktion des Körpers wieder von selbst normalisiert.
Die Anwendung von Pantoprazol bei Kindern unter 12 Jahren wird nicht empfohlen.
Bei Überdosierungen wurden bisher bei Menschen noch keine Vergiftungssymptome beobachtet.
Nebenwirkungen
- Schwindel, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit
- Myalgien
- Gastrointestinale Störungen, Diarrhoe
- Transaminasenanstieg
- Allergien
- Gestörte Resorption von Vitaminen und Mineralstoffen, z.B. Vitamin B12 und Magnesium
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
Verschreibungspflicht
Tabletten mit Pantoprazol sind in Deutschland ohne Rezept erhältlich, sofern die Dosierung pro Tablette maximal 20 mg beträgt und die Packungsgröße 14 Tabletten nicht überschreitet. Höher dosierte Tabletten, größere Packungen und andere Darreichungsformen sind verschreibungspflichtig.[2]
Pharmakoökonomie
Mit 2,91 Milliarden DDD zulasten der GKV war Pantoprazol im Jahr 2021 der am häufigsten verordnete Protonenpumpeninhibitor sowie einer der meistverordneten Wirkstoffe überhaupt in Deutschland. Dies entsprach einem Anstieg von +3,4 % gegenüber dem Vorjahr.[3] In dieser Statistik sind die zahlreichen rezeptfreien Käufe von Pantoprazol noch nicht eingerechnet.
Quellen
- ↑ https://www.fachinfo.de/suche/fi/023666
- ↑ https://www.gesetze-im-internet.de/amvv/anlage_1.html
- ↑ Wolf-Dieter Ludwig, Bernd Mühlbauer, Roland Seifert (2023): Arzneiverordnungs-Report 2022, Springer-Verlag GmbH, Berlin