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Mumps

Synonyme: Parotitis epidemica, Salivitis epidemica, Rubula infans, "Ziegenpeter", "Tölpel"
Englisch: epidemic parotitis, mumps

1. Definition

Mumps ist eine akute, generalisierte Virusinfektion, die in erster Linie die Speicheldrüsen befällt und eine lebenslange Immunität hinterlässt.

2. Epidemiologie

Der Erreger der Mumps ist das Mumpsvirus. Es gehört zur Gruppe der Paramyxoviren. Die ältere Bezeichnung lautet Paramyxovirus parotitis. Die Erkrankung zeichnet sich durch einen hohen Kontagiositätsindex von 40% aus und ist weltweit anzutreffen. Der Manifestationsindex, d.h. die Häufigkeit eines symptomatischen Verlaufes, liegt bei etwa 50%.

Betroffen sind vor allem Kinder zwischen dem 4. und 15. Lebensjahr. Etwa 90% der Bevölkerung sind immunisiert.

3. Übertragung

Die Übertragung erfolgt ausschliesslich von Mensch zu Mensch, durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Der Erreger wird mit Urin, Speichel und Muttermilch ausgeschieden. Der Infektionsort ist die Schleimhaut von Mundhöhle und Nasopharynx.

4. Inkubationszeit und Infektiosität

Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich 2-4 Wochen. Der Patient ist ab dem 5. Tag, vor Schwellung der Speicheldrüsen, bis zur endgültigen Abschwellung (ca. 8 Tage danach) infektiös. Wichtig zu beachten ist, dass auch asymptomatische Verläufe kontagiös sind.

5. Klinik

Nach einem unspezifischen, 1-2 tägigen Prodromalstadium mit Symptomen wie Fieberanstieg und Kopf- und Gelenkschmerzen, fällt zunächst die charakteristische, überwiegend linksseitige, Schwellung der Glandula parotis auf.

Die Entzündung der Speicheldrüse verläuft nicht eitrig und ist sehr schmerzhaft. Die Patienten klagen oft über Schmerzen beim Kauen und bei der Bewegung des Kopfes oder diffuse Ohrenschmerzen.

Bei etwa 75% der Patienten folgt 1-2 Tage später die Schwellung der zweiten Ohrspeicheldrüse. Die Patienten bieten in diesen Fällen das typische "Mumps-Gesicht": beide Ohrläppchen stehen auffällig ab und die Haut über der teigigen Schwellung der Drüsen ist ödematos und gespannt.

Der bukkale Ausführungsgang des Ductus parotideus kann im Sinne einer Papillitis gerötet und geschwollen sein und bereitet verstärkt Schmerzen beim Kauen. Eine Mitbeteiligung der submandibulären und sublingualen Speicheldrüsen ist gelegentlich zu beobachten, ein isolierter Befall dieser beiden Drüsen ist sehr selten.

6. Diagnose

Die Diagnose wird in erster Linie klinisch durch das typische Symptombild gestellt und kann durch Laboruntersuchungen gesichert werden. Dabei stehen insbesondere der indirekte Erregernachweis mittels Serologie und der direkte Erregernachweis durch eine PCR) im Vordergrund.

6.1. Indirekter Erregernachweis

Beim indirekten Erregernachweis werden spezifische IgM- und IgG-Antikörper im Blutserum durch Immunoassays (z.B. ELISA) nachgewiesen.

IgM-Antikörper sind als Marker für eine frische Infektion zu betrachten. Sie sind etwa 3 Tage nach Symptombeginn nachweisbar und persistieren für 3 Monate. Ein Anstieg der IgM-Antikörper beweist die frische Infektion.

IgG-Antikörper lassen sich nach 5 bis 6 Tagen im Blut nachweisen und sind ein Marker für eine akute oder stattgehabte Infektion. Beweisend für eine akute Infektion ist ein Anstieg des IgG-Antikörpertiters in 2 Blutproben in zeitlichem Abstand um mindestens das Vierfache. Weiterhin geben IgG-Antikörper Aufschluss über die Immunität und den Impfstatus des Patienten:

bis 70 U/ml:
negativ
  • keine Immunität vorhanden
  • kein Hinweis auf eine alte Infektion oder lange zurückliegende Infektion mit abgefallenem Titer
  • bei Z.n. Impfung: kein ausreichender Impfschutz (Grundimmunisierung empfohlen)
70 bis 100 U/ml: schwach positiv
  • geringe Immunität vorhanden
  • Hinweis auf eine alte Infektion oder lange zurückliegende Infektion mit abgefallenem Titer
  • frische Infektion nicht auszuschließen (IgM-Titer bestimmen)
  • bei Z.n. Impfung: fraglicher Impfschutz, Auffrischimpfung empfohlen
über 100 U/ml: positiv
  • ausreichende Immunität vorhanden
  • Hinweis auf eine Infektion
  • bei Z.n. Impfung: ausreichender Impfschutz

6.2. Direkter Erregernachweis

Ein direkter Erregernachweis ist mittels RT-PCR möglich. Diese Untersuchung wird vom RKI in Zweifelsfällen empfohlen, da Mumpsvirus-IgM-Antikörper auch unspezifische, falsch-positive Ergebnisse erzielen können. Außerdem ist IgM bei Personen, die trotz Impfung eine Mumps-Erkrankung entwickeln, häufig nicht nachweisbar.

Eine Virusisolierung (z.B. Viruskultur) ist zwar möglich, stellt aber kein Routineverfahren dar.

6.3. Zusätzliche Parameter

Auf Grund der Beteiligung der Ohrspeicheldrüse zeigt sich in Untersuchungen des Speichels eine deutlich erhöhte Konzentration der Speichelamylase. Bei Beteiligung des Pankreas finden sich zusätzlich erhöhte Pankreasamylase, Lipase- und Elastasewerte.

7. Differentialdiagnosen

8. Komplikationen

9. Therapie

Die Behandlung erfolgt ausschliesslich symptomatisch:

10. Prophylaxe

Die aktive Schutzimpfung gegen Mumps wird in Kombination mit Masern und Röteln (MMR-Impfung) i.d.R. im Alter von 11 Monaten empfohlen. Eine zweite Impfung erfolgt im Abstand von mindestens 4 Wochen, spätestens bis zum 2. Geburtstag. Ein monovalenter Impfstoff ist in Deutschland nicht mehr verfügbar.

Neben der Grundimmunisierung ist zusätzlich die zweimalige MMR-Impfung für nach 1970 geborene Personen in besonderen beruflichen Tätigkeitsbereichen indiziert (z.B. Personal in medizinischen Einrichtungen, Pflegeeinrichtungen, Gemeinschaftseinrichtungen, Einrichtungen zur Unterbringung von Asylbewerber, Ausreisepflichtigen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern sowie in Fach-, Berufs- und Hochschulen).

11. Meldepflicht

Für Mumps besteht eine Arztmeldepflicht nach §6 Infektionsschutzgesetz, das heißt das Krankheitsbild ist auch ohne labordiagnostische Bestätigung meldepflichtig.

12. Etymologie

Ursprünglich geht das Wort auf das altenglische mump zurück, was "Grimasse" bedeutete, sowie auf das Verb to mump, das für "übellaunig sein" oder "mürrisch dreinschauen" stand. Die Verbindung zwischen dem Begriff und der Krankheit ergibt sich aus den charakteristischen geschwollenen Wangen und der daraus resultierenden veränderten Mimik der Betroffenen.

13. Literatur

  • Laborlexikon.de; abgerufen am 31.03.2021
  • Herold et al.: Innere Medizin (2021)

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