Endothel
Synonym: Gefäßendothel
Englisch: Endothelium
Definition
Das Endothel ist eine dünne Schicht aus Endothelzellen, die das Innere (Lumen) von Blutgefäßen auskleidet. Es dient als Barriere zum Gewebe, produziert aber z.B. auch Stickstoffmonoxid, welches der Regulation im Herz-Kreislauf-System dient.
Einteilung
Kontinuierliches Endothel
Das kontinuierliche Endothel ist eine besonders undurchlässige Form der inneren Auskleidung von blutleitenden Gefäßen. Eine wichtige Funktion liegt in der Bildung einer (Diffusions-) Barriere zwischen Blut und Gewebe - besonders auf Kapillarebene.
Kontinuierliche Kapillaren haben eine einheitlich dünne Endothelzellschicht und besitzen keine Unterbrechungen bzw. keine Poren. Charakteristisch ist die Ausbildung von besonders dichten Zell-Zell-Kontakten (Tight Junctions) zwischen den Endothelzellen.
Hochselektive transzelluläre Transportmechanismen dienen dem Stoffaustausch durch das Endothel, das für die meisten im Blut befindlichen Substanzen und Zellen undurchlässig ist. Zusätzlich sind die Endothelzellen - außer an Kapillaren des zentralen Nervensystems - reich an so genannten Caveolae.
Vorkommen:
- Lunge
- Skelettmuskulatur
- Thymus
- Fettgewebe
- Haut
- exokrine Drüsen
- Nervensystem (Blut-Hirn-Schranke)
- Herz
Fenestriertes Endothel
Das fenestrierte Endothel (von lateinisch: fenestra - Fenster) ist im Gegensatz zum kontinuierlichen Endothel für Wasser und kleinere hydrophile Stoffe durchlässig. Als Besonderheit besitzt dieses Endothel 20-100 nm große Fenestrierungen, die allerdings keine Diskontinuität in der Basalmembran aufweisen und nur durch sog. Diaphragmen verschlossen sind. Diese Diaphragmen sind in etwa 4 nm dick, bestehen aus Extrazellulärmatrix (Heparansulfat-Proteoglykan) und weisen eine negative elektrische Ladung auf.
Eine Ausnahme soll das fenestrierte Endothel der Glomeruli in den Nieren bilden: Es besitzt nach allgemeiner Lehrmeinung keine Diaphragmen, damit eine Filtration möglich ist. Diese Hypothese wird allerdings von einigen Autoren angezweifelt.[1]
Vorkommen
- peritubulär in der Niere
- endokrine Organe (z.B. endokrines Pankreas)
- Darmschleimhaut
- Nasenschleimhaut
- Nierenglomerulus
Diskontinuierliches Endothel
Das diskontinuierliche Endothel ist eine besonders durchlässige Form des Endothels, die für die so genannten Sinusoide charakteristisch ist. Die Durchlässigkeit basiert auf den weiten löchrigen Abständen (10 bis 40 µm) zwischen den meisten Endothelzellen. Daneben kommen transzelluläre Poren vor, die im Fall so genannter Migrationsporen sogar für Blutzellen zugänglich sind. Diese besondere Architektur grobmaschiger Zellkontakte dient v.a. dem parazellulären Transport. Kapillaren mit diskontinuierlichem Endothel in den Lebersinusoiden ermöglichen einen ungehinderten Transport aller Blutbestandteile. Diskontinuierliche Kapillaren werden von manchen Autoren nochmals unterteilt in perforierte Kapillaren mit offenen Poren ohne Diaphragma (Knochenmark, Leber) und disjunkte Kapillaren mit echten endothelialen Spalten (Milz).
Vorkommen:
Ausdehnung
Die Angaben zur Flächenausdehnung des Endothels beim Erwachsenen schwanken zwischen 1.000 und 7.000 m2, sein Gewicht beträgt dabei ca. 1 bis 1,5 kg. Es setzt sich aus schätzungsweise einer Billion Zellen zusammen. Bei diesen Angaben handelt es sich nicht um Messungen, sondern um Modellrechnungen, deshalb sind sie nur eingeschränkt aussagekräftig.
Funktion
Das Endothel ist nicht nur eine einfache Begrenzung der Gefäßwand, sondern erfüllt eine Vielzahl physiologischer Funktionen. Dazu zählen unter anderem:
- Regulation des Blutdrucks, z.B. durch Bildung von Stickstoffmonoxid (NO)
- Regulation des Stoffaustauschs zwischen Geweben und Gefäßssystem
- Erhaltung der Fließfähigkeit des Blutes
- Hemmung oder Aktivierung von Gerinnungsprozessen
- Beteiligung an der Angioneogenese
- Beteiligung an Entzündungsvorgängen
siehe auch: Endothelin-System
Quellen
- ↑ Simon C. Satchell and Filip Braet: Glomerular endothelial cell fenestrations: an integral component of the glomerular filtration barrier Am J Physiol Renal Physiol. 2009 May; 296(5): F947–F956. Published online 2009 Jan 7. doi: 10.1152/ajprenal.90601.2008 PMCID: PMC2681366 PMID: 19129259