Nucleus suprachiasmaticus: Unterschied zwischen den Versionen

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'''''Englisch''': suprachiasmatic nucleus
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==Definition==
==Definition==
Der '''Nucleus suprachiasmaticus''' ist ein Bestandteil des [[Hypothalamus]]. Er liegt oberhalb des [[Chiasma opticum]]. Der SNC hat eine entscheidende Bedeutung für die Regulation des [[zirkadian]]en Rhythmus.  
Der '''Nucleus suprachiasmaticus''', kurz '''SCN''', ist ein Bestandteil des [[Hypothalamus]]. Er liegt oberhalb des [[Chiasma opticum]] und hat eine entscheidende Bedeutung für die Regulation des [[Zirkadianer Rhythmus|zirkadianen Rhythmus]].


==Funktion==
==Funktion==
Der Nucleus suprachiasmaticus ist der Hauptzeitgeber der inneren Uhr des Menschen, der einen endogenen [[Zirkadianer Rhythmus|zirkadianen Rhythmus]] generiert. Seine Funktion wird über das Erkennen von Hell und Dunkel über Afferenzen aus der [[Retina]]moduliert. Efferent ist er mit dem [[Septum]], [[Corpus mamillare]] und den [[Nucleus habenulae|Nuclei habenulae]] verbunden. Andere Fasern aus dem Nucleus suprachiasmaticus projizieren über den [[Nucleus paraventricularis]], das [[Rückenmark]], das [[Ganglion cervicale superius]] und den [[Plexus caroticus internus]] verlaufend zur [[Glandula pinealis]]. Auf diese Art wird dort die [[Melatonin]]ausschüttung reguliert.
Der Nucleus suprachiasmaticus ist der Hauptimpulsgeber der inneren Uhr des Menschen, der einen endogenen zirkadianen Rhythmus generiert. Seine Funktion wird über das Erkennen von Hell und Dunkel über [[Afferenz]]en von [[Melanopsin]]-haltigen [[Ganglienzelle]]n der [[Retina]] moduliert. Sie nutzen als [[Nervenbahn]] den [[Tractus retinohypothalamicus]] aus dem Chiasma opticum. [[Efferenz|Efferent]] ist er mit dem [[Septum]], [[Corpus mamillare]] und den [[Nucleus habenulae|Nuclei habenulae]] verbunden. Andere Fasern aus dem Nucleus suprachiasmaticus projizieren über den [[Nucleus paraventricularis]], das [[Rückenmark]], das [[Ganglion cervicale superius]] und den [[Plexus caroticus internus]] verlaufend zur [[Glandula pinealis]]. Auf diese Art wird dort die [[Melatonin]]ausschüttung reguliert.


Eine Zerstörung dieses Kerngebietes führt zu einer Aufhebung der zirkadianen Rhythmik.
Eine Zerstörung dieses Kerngebietes führt zu einer Aufhebung der zirkadianen Rhythmik.


===Genauer Schrittmacherprozess===
==Neurophysiologie==
Die Grundlage für den zellulären Schrittmacherprozess im Nucleus suprachiasmaticus bildet eine rhythmische [[Transkription]] von [[Gen]]en wie beispielsweise [[PER]]. PER wiederum wird durch [[Transkriptionsfaktor]]en wie [[CLOCK]] reguliert. Nach dem Prinzip der [[negative Rückkopplung|negativen Rückkopplung]] hemmt PER - wenn dieses in den Zellkern importiert wurde - diese Transkriptionsfaktoren. Dadurch wird PER in einer etwa 25-stündlichen Periode oszillierend exprimiert.  
Grundlage für den zellulären Schrittmacherprozess im Nucleus suprachiasmaticus ist eine rhythmische [[Transkription]] von [[Gen]]en wie beispielsweise [[PER]]. PER wird durch [[Transkriptionsfaktor]]en wie [[CLOCK]] reguliert. Nach dem Prinzip der [[negative Rückkopplung|negativen Rückkopplung]] hemmt PER diese Transkriptionsfaktoren, wenn es in den Zellkern importiert wird. Dadurch wird PER in einer etwa 25-stündigen Periode oszillierend exprimiert.  
[[Kation]]enkanäle und [[Ryanodinorezeptor]]en ([[RyR2]]) werden durch PER reguliert. So dass die zirkadische Expression des PER-Gens zu einer rhythmischen Veränderung der elektrischen Erregbarkeit der [[Neuron]]e des Nucleus suprachiasmaticus führt.
 
PER reguliert [[Kation]]enkanäle und [[Ryanodinrezeptor]]en (RyR2), so dass die zirkadiane Expression des PER-Gens zu einer rhythmischen Veränderung der elektrischen Erregbarkeit der [[Neuron]]e des Nucleus suprachiasmaticus führt.


==Klinik==
==Klinik==
Durch den etwa 25-stündigen Periode des Nucleus suprachiasmaticus ergeben sich besonders Schwierigkeiten bei der Resynchronisation der zirkadianen Rhythmik bei Reisen vor allem in West-Ost-Richtung. Das Krankheitsbild, welches sich dadurch ergibt ist bekannt unter dem Namen [[Jetlag]].  
Durch die etwa 25-stündige Periodik des Nucleus suprachiasmaticus ergeben sich vor allem bei Flugreisen in West-Ost-Richtung Schwierigkeiten bei der Resynchronisation der zirkadianen Rhythmik. Das entsprechende Krankheitsbild ist unter dem Namen [[Jetlag]] bekannt. Ein Jetlag geht üblicherweise mit [[Übelkeit]] sowie [[Schlafstörung|Schlaf]]- und [[Konzentrationsstörung]]en einher. Pro Stunde Zeitverschiebung benötigt die Rhythmussynchronisation etwa einen Tag. Eine Flugreise in Ost-West-Richtung, die den Tag künstlich verlängert, ist weniger problematisch, da der Eigenrhythmus des Nucleus suprachiasmaticus auch länger als ein normaler Tag ist.  
Der Jetlag geht einher mit [[Übelkeit]], [[Schlafstörung]]en und [[Konzentrationsproblem]]en.  
Pro Stunde Zeitverschiebung benötigt die Rhythmussynchronisation einen Tag. Um Abhilfe dabei zu verschaffen, ist die Gabe von synthetischem [[Melatonin]] zu empfehlen.
 
Eine Flugreise in Ost-West-Richtung, die den Tag künstlich verlängert, ist weniger problematisch, da der Eigenrhythmus des Nucleus suprachiasmaticus auch länger als ein normaler Tag ist.  


Bei vollständig erblindeten Menschen ergibt sich die sogenannte [[Non-24-Schlafstörung]]. Dabei erhält der Nucleus suprachiasmaticus keine regulierenden retinalen Informationen und kann nicht mit dem Tageslicht synchronisiert werden. Die [[Rhythmogenese]] läuft folglich nur noch nach dem [[endogener Rhythmus|endogenen Rhythmus]].  
Bei vollständig erblindeten Menschen ergibt sich die sogenannte [[Non-24-Schlafstörung]]. Dabei erhält der Nucleus suprachiasmaticus keine regulierenden retinalen Informationen und kann nicht mit dem Tageslicht synchronisiert werden. Die [[Rhythmogenese]] läuft folglich nur noch nach dem [[endogener Rhythmus|endogenen Rhythmus]]. Die Non-24-Schlafstörung kann auch bei sehenden Menschen auftreten, wenn die tägliche Synchronisation anderweitig gestört ist.
Die Non-24-Schlafstörung kann auch bei sehenden Menschen auftreten, wenn die tägliche Synchronisation anderweitig gestört ist.
[[Fachgebiet:Anatomie]]
[[Fachgebiet:Anatomie]]
[[Fachgebiet:Neurologie]]
[[Fachgebiet:Neurologie]]
[[Fachgebiet:Neurowissenschaften]]
[[Tag:Chiasma opticum]]
[[Tag:Chiasma opticum]]
[[Tag:Hypothalamus]]
[[Tag:Hypothalamus]]

Aktuelle Version vom 21. März 2024, 09:51 Uhr

Synonym: SCN
Englisch: suprachiasmatic nucleus

Definition

Der Nucleus suprachiasmaticus, kurz SCN, ist ein Bestandteil des Hypothalamus. Er liegt oberhalb des Chiasma opticum und hat eine entscheidende Bedeutung für die Regulation des zirkadianen Rhythmus.

Funktion

Der Nucleus suprachiasmaticus ist der Hauptimpulsgeber der inneren Uhr des Menschen, der einen endogenen zirkadianen Rhythmus generiert. Seine Funktion wird über das Erkennen von Hell und Dunkel über Afferenzen von Melanopsin-haltigen Ganglienzellen der Retina moduliert. Sie nutzen als Nervenbahn den Tractus retinohypothalamicus aus dem Chiasma opticum. Efferent ist er mit dem Septum, Corpus mamillare und den Nuclei habenulae verbunden. Andere Fasern aus dem Nucleus suprachiasmaticus projizieren über den Nucleus paraventricularis, das Rückenmark, das Ganglion cervicale superius und den Plexus caroticus internus verlaufend zur Glandula pinealis. Auf diese Art wird dort die Melatoninausschüttung reguliert.

Eine Zerstörung dieses Kerngebietes führt zu einer Aufhebung der zirkadianen Rhythmik.

Neurophysiologie

Grundlage für den zellulären Schrittmacherprozess im Nucleus suprachiasmaticus ist eine rhythmische Transkription von Genen wie beispielsweise PER. PER wird durch Transkriptionsfaktoren wie CLOCK reguliert. Nach dem Prinzip der negativen Rückkopplung hemmt PER diese Transkriptionsfaktoren, wenn es in den Zellkern importiert wird. Dadurch wird PER in einer etwa 25-stündigen Periode oszillierend exprimiert.

PER reguliert Kationenkanäle und Ryanodinrezeptoren (RyR2), so dass die zirkadiane Expression des PER-Gens zu einer rhythmischen Veränderung der elektrischen Erregbarkeit der Neurone des Nucleus suprachiasmaticus führt.

Klinik

Durch die etwa 25-stündige Periodik des Nucleus suprachiasmaticus ergeben sich vor allem bei Flugreisen in West-Ost-Richtung Schwierigkeiten bei der Resynchronisation der zirkadianen Rhythmik. Das entsprechende Krankheitsbild ist unter dem Namen Jetlag bekannt. Ein Jetlag geht üblicherweise mit Übelkeit sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen einher. Pro Stunde Zeitverschiebung benötigt die Rhythmussynchronisation etwa einen Tag. Eine Flugreise in Ost-West-Richtung, die den Tag künstlich verlängert, ist weniger problematisch, da der Eigenrhythmus des Nucleus suprachiasmaticus auch länger als ein normaler Tag ist.

Bei vollständig erblindeten Menschen ergibt sich die sogenannte Non-24-Schlafstörung. Dabei erhält der Nucleus suprachiasmaticus keine regulierenden retinalen Informationen und kann nicht mit dem Tageslicht synchronisiert werden. Die Rhythmogenese läuft folglich nur noch nach dem endogenen Rhythmus. Die Non-24-Schlafstörung kann auch bei sehenden Menschen auftreten, wenn die tägliche Synchronisation anderweitig gestört ist.