Pulpaüberkappung
Synonyme: Überkappung, Pulpenüberkappung
1. Definition
Bei der Pulpaüberkappung handelt es sich um ein Verfahren zur Erhaltung einer freiliegenden oder kritisch exponierten Zahnpulpa. Ziel ist die Vermeidung einer Pulpanekrose und die Förderung der Tertiärdentinbildung.
2. Hintergrund
Die Pulpa kann durch Karies, Kronenfrakturen oder iatrogen bei der Präparation eines Zahns freigelegt werden. Ursachenunabhängig besteht dann das Risiko einer Pulpitis und einer Pulpanekrose. Um die Kontamination der Pulpenhöhle durch Bakterien zu verhindern, kann eine Pulpaüberkappung durchgeführt werden.
3. Einteilung
Man unterscheidet die direkte von der indirekten Pulpaüberkappung:
- direkte Pulpaüberkappung: Behandlung einer freiliegenden Pulpa
- indirekte Pulpaüberkappung: Behandlung einer kritisch exponierten Pulpa bei intakter, aber dünner Dentinschicht.
4. Indikationen
Eine Pulpaüberkappung ist vor allem bei jüngeren Patienten indiziert, wenn die Pulpa vital ist und keine Symptome einer fortgeschrittenen Pulpitis vorliegen.
5. Kontraindikationen
Zu den Kontraindikationen zählen:
- Anzeichen einer irreversiblen Pulpitis mit:
- Spontanschmerzen
- Dauerschmerzen
- starker Temperaturempfindlichkeit
- Perkussionsempfindlichkeit
- lang anhaltenden Blutungen (> 5 min.)
- eitrige Pulpitis
- stark geschwächte Zahnsubstanz
Zähne, bei denen eine prothetische Versorgung geplant ist, sollten wurzelkanalbehandelt werden, da durch das Beschleifen des Zahns die Ausheilungschancen der Pulpa herabgesetzt werden.
6. Vorgehen
Zunächst wird eine Exkavation des erweichten kariösen Dentins durchgeführt. Wenn nötig, wird eine Blutstillung vorgenommen. Anschließend wird eine dünne Schicht des Überkappungsmaterials (z.B. Calciumhydroxid oder ein Calciumsilikatpräparat wie Mineral Trioxid Aggregat) auf den pulpanahen Bereich bzw. den freiliegenden Bereich der Pulpa aufgebracht. Zum Schluss erfolgt die Füllung des Defekts durch ein dichtes Füllungsmaterial wie Komposit.
7. Nachsorge
Der Patient wird in regelmäßigen Abständen zur Nachkontrolle einbestellt, um den Zustand der Pulpa mittels Inspektion, Vitalitätsprüfung und Perkussion zu überprüfen.
Zeigen sich Anzeichen einer irreversiblen Pulpitis oder einer Pulpanekrose, ist eine Wurzelkanalbehandlung indiziert.
8. Literatur
- Hellwig et al., Einführung in die Zahnerhaltung, 7. Auflage, 2018
- Koch, Möglichkeiten der Pulpaüberkappung, Der Freie Zahnarzt, 2018
- zm-online.de – Der Fall: Direkte Überkappung der Pulpa, abgerufen am 17.03.2025