Zymographie
Englisch: zymography
Definition
Die Zymographie ist ein elektrophoretisches Verfahren zur Identifikation und semiquantitativen Bestimmung der Aktivität proteolytischer Enzyme. Sie dient vor allem dem Nachweis von Matrixmetalloproteinasen (MMPs), Serin- und Cysteinproteasen und erlaubt – im Gegensatz zu immunologischen Methoden – die Beurteilung der tatsächlichen katalytischen Aktivität eines Enzyms. Damit liefert sie funktionelle Informationen, die über reine Konzentrationsmessungen hinausgehen.
Prinzip
Das Verfahren basiert auf einer SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese, bei der ein proteolytisch spaltbares Substrat – meist Gelatine, Casein oder Fibrin – in die Gelmatrix eingebettet wird. Während der Elektrophorese werden die Proteine nach ihrer Molekülgröße getrennt. Nach der Trennung erfolgt eine Renaturierung, bei der das zuvor durch SDS inaktivierte Enzym wieder in seine aktive Form überführt wird. Anschließend wird das Gel in einem Inkubationspuffer aufbewahrt, in dem die aktiven Enzyme das Substrat hydrolysieren.
Nach der Inkubation wird das Gel mit Coomassie-Brillantblau gefärbt, wodurch das verbliebene Substrat angefärbt wird. Die durch Enzymaktivität abgebauten Bereiche erscheinen als helle, transparente Banden vor einem dunklen Hintergrund. Die Intensität dieser Zonen ist proportional zur proteolytischen Aktivität und kann mittels Densitometrie ausgewertet werden.
Durchführung
Die Zymographie wird unter standardisierten Laborbedingungen durchgeführt. Nach Auftrennung und Renaturierung der Proben erfolgt die Inkubation typischerweise über mehrere Stunden bei 37 °C. Anschließend wird das Gel gefärbt, entfärbt und dokumentiert. Die Auswertung erfolgt anhand der Bandenmuster: Breite, Intensität und Position geben Aufschluss über Enzymgröße, Aktivitätsniveau und gegebenenfalls unterschiedliche Isoformen.
Anwendung
Zymographische Verfahren werden vor allem in der biomedizinischen Forschung eingesetzt, um proteolytische Aktivität unter verschiedenen physiologischen oder pathologischen Bedingungen zu untersuchen. Sie finden Anwendung in der Tumor-, Entzündungs- und Gefäßbiologie, bei Studien zu Wundheilung, Geweberegeneration oder Inhibitorwirksamkeit. Durch ihre Sensitivität eignet sich die Methode besonders zur Analyse von Enzymaktivität in Gewebeproben, Zellkulturüberständen oder Körperflüssigkeiten.
Die Zymographie gilt als sensibles, funktionelles Nachweisverfahren und wird häufig zur Validierung von Ergebnissen anderer quantitativer Methoden wie ELISA oder Western Blot herangezogen. Ihr größter Vorteil liegt in der Möglichkeit, aktive und inaktive Enzymformen zu unterscheiden. Aufgrund ihres semiquantitativen Charakters und methodischer Variabilität eignet sie sich jedoch primär für Vergleichsuntersuchungen innerhalb eines Experiments, weniger für absolute Messungen.
Varianten
Je nach Zielenzym und Fragestellung kommen verschiedene Substrate zum Einsatz. In der Gelatine-Zymographie werden vor allem MMP-2 und MMP-9 nachgewiesen, während die Casein-Zymographie zur Untersuchung von Serinproteasen dient. Die Fibrin-Zymographie ermöglicht den Nachweis von Plasminogenaktivatoren. Eine Sonderform ist die Reverse-Zymographie, mit der die Aktivität von Proteaseinhibitoren wie den tissue inhibitors of metalloproteinases (TIMPs) dargestellt werden kann.
Nachteile
Die Aussagekraft hängt wesentlich von der Qualität der Gelherstellung, der Renaturierungsbedingungen und der Inkubationszeit ab. Eine unvollständige Renaturierung kann zur Unterschätzung, eine übermäßige Inkubation zur Übersättigung des Signals führen. Unterschiede in Gelzusammensetzung, Temperaturführung oder Pufferbedingungen können die Vergleichbarkeit zwischen Experimenten einschränken.
Literatur
- Kanagaraja und Pachaiappan. Recent Updates on Protease Zymography. Methods Mol Biol. 2917:13-27. 2025
- Choudhary et al. Zymography and Reverse Zymography for Testing Proteases and Their Inhibitors. Methods Mol Biol. 2413:107-120. 2022
- Falcinelli und Gresele. Detection of Gelatinases by Substrate Zymography. Methods Mol Biol. 2917:41-55. 2025
- Veilleux et al. Assessing MMP-2/9 Proteolytic Activity and Activation Status by Zymography in Preclinical and Clinical Tissue Samples. Methods Mol Biol. 2918:165-176. 2025