Zirrhose-Dystonie-Polyzythämie-Hypermanganämie-Syndrom
Englisch: cirrhosis-dystonia-polycythemia-hypermanganesemia syndrome
Definition
Das Zirrhose-Dystonie-Polyzythämie-Hypermanganämie-Syndrom, kurz HMDPC, ist eine seltene erbliche Erkrankung des Manganstoffwechsels, die sich durch erhöhte Manganwerte, neurologische Bewegungsstörungen (v.a. Dystonie), eine vermehrte Bildung roter Blutkörperchen (Polyzythämie) und Leberveränderungen bis zur Zirrhose auszeichnet.
Epidemiologie
Bisher (2025) sind weltweit lediglich 20 Fälle beschrieben.
Ätiologie
Die Erkrankung beruht auf Mutationen im SLC30A10-Gen, das ein zelluläres Effluxprotein für Mangan kodiert. Durch diese Funktionsstörung kann Mangan nicht ausreichend ausgeschieden werden und reichert sich in Leber, Gehirn und anderen Geweben an.
Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv. In den betroffenen Fällen wurde u.a. eine homozygote Missense-Mutation in SLC30A10 detektiert.
Merkmale
Die Erkrankung manifestiert sich bereits im Kindesalter mit einer Kombination der folgenden Merkmale:
- Dystonie oder andere extrapyramidale Bewegungsstörungen wie Tremor und Verlangsamung (Bradykinese)
- Polyzythämie
- Leberbeteiligung mit chronischer Leberinsuffizienz bis hin zur Zirrhose
- Hypermanganämie mit Anreicherung von Mangan in Blut, Gehirn und Leber
In einzelnen Fällen kann die Leberveränderung weniger ausgeprägt sein oder sogar fehlen, sodass vorwiegend neurologische Symptome dominieren.
Diagnostik
Hinweisgebend sind die Kombination aus klinischem Bild, Laborbefunden (insb. erhöhte Manganwerte und Polyzythämie) und auffälliger Bildgebung. Radiologisch bestehen typische Signalveränderungen in den Basalganglien (hyperintens auf T1-gewichteten MRT-Sequenzen)
Der diagnostische Nachweis erfolgt durch eine genetische Analyse des SLC30A10-Gens.
Therapie
Da die Erkrankung auf einer Störung des Mangantransports basiert, ist eine Chelattherapie zentral. Bisher (2025) gibt es aber kein allgemein anerkanntes Therapieschema. In Fallberichten wurden bisher u.a. EDTA und orales Penicillamin in Kombination mit einer Eisensubstitution eingesetzt, um die Manganwerte zu senken und die Polyzythämie zu korrigieren.
Eine frühzeitige Therapie ist entscheidend, um neurologische Schäden zu begrenzen und eine Progression der Lebererkrankung zu verzögern.
Prognose
Die Erkrankung kann unbehandelt zu schwerer neurologischer und hepatischer Beeinträchtigung führen und lebensbedrohlich sein. Bei frühzeitiger Intervention mit Chelatoren und engmaschiger Kontrolle zeigte sich jedoch in dokumentierten Fällen eine Besserung oder Stabilisierung der Symptome.
Literatur
- Tuschl et al., Syndrome of hepatic cirrhosis, dystonia, polycythemia, and hypermanganesemia caused by mutations in SLC30A10, Am J Hum Genet, 2012 Europe
- Orphanet: Prävalenzen und Inzidenzen seltener Krankheiten – Liste absteigender Prävalenz oder Fälle, abgerufen am 21. Oktober 2025
- Orphanet: Zirrhose‑Dystonie‑Polyzythämie‑Hypermanganämie‑Syndrom, abgerufen am 21. Oktober 2025