Unterstützte Kommunikation
Englisch: augmentative and alternative communication
Definition
Unterstützte Kommunikation, kurz UK, umfasst alle Maßnahmen, die Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Lautsprache dabei helfen, sich mitzuteilen und ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Unterstützte Kommunikation wird eingesetzt, wenn natürliche Sprache nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung steht.
Anwendungsbereiche
Beispiele für Anwendungsbereiche von unterstützter Kommunikation sind:
- Angeborene oder erworbene Kommunikationsstörungen z.B. bei Trisomie 21 oder frühkindlicher Hirnschädigung
- Neurologische Erkrankungen, z.B. ALS, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder Locked-in-Syndrom
- Autismus-Spektrum-Störungen
- Kognitive oder motorische Beeinträchtigungen
- Vorübergehende Sprachunfähigkeit, z.B. nach Intubation oder in der Frührehabilitation
Formen und Hilfsmittel
- Nicht-technische Hilfsmittel: Kommunikationsbücher, Symboltafeln, Gebärden, Fotos und Blickrichtungsstrategien
- Elektronische Hilfsmittel: Talker mit statischer oder dynamischer Oberfläche, Tablets mit Sprachapps und Augensteuerungen
- Kombination mit körpereigenen Kommunikationsformen wie Mimik, Gestik oder Lautäußerungen
- Unterstützende Kommunikationsstrategien zur Gesprächsführung, z.B. Ja/Nein-Fragen und Themenfelder
Ziele
Das übergeordnete Ziel der unterstützten Kommunikation ist die Förderung der Selbstbestimmung und Teilhabe betroffener Personen. Dazu gehört der Aufbau einer funktionalen Kommunikation, um Frustration durch fehlende Ausdrucksmöglichkeiten zu reduzieren und die soziale Interaktion sowie die Beziehungsgestaltung zu verbessern. Besonders bei Kindern soll darüber hinaus die kognitive und sprachliche Entwicklung unterstützt werden.
Durchführung
Die Durchführung beginnt mit einer umfassenden Anamnese und interdisziplinärer Diagnostik, in die Fachkräfte aus Logopädie, Sonderpädagogik und Ergotherapie eingebunden sind. Anschließend werden geeignete Kommunikationsformen und -hilfsmittel ausgewählt und individuelle Kommunikationssysteme erstellt. Ein wesentlicher Bestandteil ist der Einbezug des sozialen Umfelds, etwa durch die Schulung von Eltern, Lehrkräften und Pflegepersonal. Um eine optimale Förderung zu gewährleisten, werden die gewählten Maßnahmen regelmäßig evaluiert und an die Entwicklung und den aktuellen Bedarf angepasst.
Beobachtungskriterien
- Kommunikationsabsichten und -strategien der betroffenen Person
- Motorische, kognitive und sprachliche Voraussetzungen
- Bereitschaft zur Nutzung der Hilfsmittel
- Interaktionsverhalten in Alltagssituationen
- Akzeptanz und Förderung durch das Umfeld
Limitationen
Unterstützte Kommunikation ersetzt keine Sprachtherapie, sondern ergänzt diese sinnvoll. Die Kommunikationsentwicklung wird durch den Einsatz unterstützender Maßnahmen gefördert, nicht gehemmt. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung ist eine enge und kontinuierliche Zusammenarbeit aller Beteiligten. Das Ziel bleibt stets eine individuell funktionale und alltagsnahe Kommunikation.
Literatur
- Otto, K., & Wimmer, B. (2013). Unterstützte Kommunikation. Ein Ratgeber für Eltern, Angehörige sowie Therapeuten und Pädagogen (4. Aufl.). Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.
- Wilken, E. (Ed.). (2006). Unterstützte Kommunikation: Eine Einführung in Theorie und Praxis. W. Kohlhammer Verlag.