Frührehabilitation
Definition
Frührehabilitation bezeichnet den Beginn rehabilitativer Maßnahmen während oder unmittelbar nach der Behandlung einer Erkrankung oder Verletzung. Ihr Ziel ist es, Funktionsverluste so früh wie möglich zu reduzieren oder zu verhindern und damit den Übergang in eine vollstationäre oder ambulante Reha zu erleichtern.
Hintergrund
Die Frührehabilitation erfordert eine enge Zusammenarbeit mehrerer Berufsgruppen und Fachrichtungen, darunter
- Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen
- Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie
- Pflegefachpersonal
- Neuropsychologie
- Sozialdienst
- Orthopädietechnik und Hilfsmittelversorgung
Gegebenenfalls ist auch eine Ernährungsberatung sinnvoll.
Zielsetzung
- Funktionsverbesserung: Erhalt und Wiederherstellung von Mobilität, Sprachfähigkeit, Kognition und Selbstversorgung
- Psychosoziale Stabilisierung: Frühzeitige Einbindung von Patienten und deren Angehörigen in den Rehabilitationsprozess
- Lückenloser Übergang: Vorbereitung auf weiterführende Rehabilitationsmaßnahmen oder häusliche Versorgung
- Komplikationsprophylaxe
Indikationen
- Neurologische Erkrankungen z.B. Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma
- Schwerwiegende internistische oder chirurgische Verläufe
- Orthopädische oder traumatologische Verletzungen mit längerem Immobilisationsbedarf
- Geriatrische Multimorbidität
Einteilung
Die neurologische Frührehabilitation ist in Deutschland in die Phasen A–F eingeteilt:
- Phase A: Akutbehandlung
- Phase B: Frührehabilitation bei noch hohem Pflege- und Therapiebedarf
- Phase C–F: Weiterführende Rehabilitation bis zur Wiedereingliederung
Ablauf und Inhalte
Der Ablauf ist individuell an Diagnose, Schweregrad und Belastbarkeit angepasst. Häufige Elemente sind:
- Frühmobilisation: Lagerung, Sitztraining und Transferübungen
- Physiotherapeutische Interventionen: Muskelkräftigung, Gangschule und Atemtherapie
- Logopädie: Dysphagietherapie oder Sprach- und Sprechtraining
- Ergotherapie: Alltagsrelevante Tätigkeiten und Feinmotorik
- Neuropsychologische Förderung: Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Orientierung
- Medizinische Behandlung: Schmerzmanagement, Medikation und Wundversorgung
Erfolgsfaktoren
Je früher und gezielter die Frührehabilitation beginnt, desto höher ist die Chance auf eine signifikante Verbesserung. Der Erfolg hängt von der Grunderkrankung, Komorbiditäten und der Motivation der Patientin oder des Patienten ab.
Wichtige Erfolgsfaktoren sind:
- Beginn innerhalb der ersten Tage nach Stabilisierung
- Ausreichende Therapieintensität
- Erarbeiten von konkreten Zielvereinbarungen
- Enge Angehörigenarbeit
Literatur
- Leistner, K., Stier-Jarmer, M., Berleth, B., Braun, J., Koenig, E., Liman, W., ... & Stucki, G. (2005). Frührehabilitation im Krankenhaus-Definition und Indikation. Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin, 15(03), 157-167.
- Stucki, G., Stier-Jarmer, M., Berleth, B., & Gadomski, M. (2002). Indikationsübergreifende Frührehabilitation. Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin, 12(03), 146-156.