Frühmobilisation
Englisch: early mobilization
Definition
Unter der Frühmobilisation versteht man die Mobilisation eines Patienten innerhalb der ersten 72 Stunden nach einem plötzlich auftretenden bewegungseinschränkendem Ereignis (z.B. Schlaganfall, Herzinfarkt) oder einer verordneten Bettruhe (z.B. Operation, Intensivstation).
Mobilisationsstufen
Bisher gibt es in Deutschland keine allgemein gültigen Mobilisationstufen. Mehr oder minder hat jede Klinik ihr eigenes Vorgehen. Im Allgemeinen gilt als Mobilisation auch die passive Lagerung des Patienten im Bett z.B. 30° rechts mit 30° Oberkörper aufgerichtet. Man unterscheidet die passive, assistierende und aktive Mobilisation:
- Zur passiven Mobilisation gehören alle Lagerungen ohne das Mitwirken des Patienten.
- Bei der assistierenden Mobilisation kann der Patient einen Teil der Arbeit selbst übernehmen.
- Die aktive Mobilisation ist dadurch gekennzeichnet, dass der Patient alleine die körperliche Arbeit übernimmt und nur noch verbal angeleitet wird. Es wird lediglich eine Sturzprophylaxe betrieben.
Vorteile
Eine Frühmobilisation bietet verschiedene Vorteile:
- Einsparung bzw. Verkürzung anderer Prophylaxemaßnahmen (z.B. Thromboseprophylaxe, Pneumonieprophylaxe, Spitzfußprophylaxe, Obstipationsprophylaxe, VAP-Prophylaxe)
- Reduzierung der Immobilität
- Anregung des Herz-Kreislaufsystem
- Sekretmobilisation
- Kürzere Liegedauer auf der Intensivstation
- Reduzierte Kosten
Einschränkende Faktoren
- Offene Frakturen
- Beatmung
- Extrakorporale Verfahren, z.B. ECMO
- Kreislaufunterstützungssysteme, z.B. IABP; passagerer Schrittmacher
- erhöhter intrakranieller Druck
- Mangelnde Entwicklungsstufe des Patienten (z.B. Säuglinge, Kleinkinder)
- Mangelnde Kooperation des Patienten
- Personalmangel
- Mangelnde Ausstattung z.B. Sitzwürfel, Gehwagen
Kontraindikationen
Eine Frühmobilisation ist kontraindiziert, wenn der Patient nicht adäquat gelagert werden kann, z.B. selbst die 30°-Seitenlage ausgeschlossen ist:
- Reanimation
- Instabile Wirbelsäulenfrakturen