Transplantatabstoßung
Synonyme: Rejektion, Organabstoßung, Transplantabstoßung
Englisch: transplant rejection
Definition
Eine Transplantatabstoßung ist eine Immunreaktion des Körpers auf ein körperfremdes Transplantat. Sie tritt dann auf, wenn das Immunsystem das transplantierte Organ oder Gewebe als fremd erkennt und bekämpft. Es reagiert dabei in gleicher Weise auf das fremde Gewebe wie es auf Krankheitserreger reagieren würde.
Abstoßungsformen
Hyperakute/Perakute Abstoßung
Eine hyperakute Abstoßung ist eine Reaktion des Komplementsystems durch bereits vor der Transplantation vorhandene Antikörper gegen bestimmte Antigene des Spenders. Dies können z.B. Antikörper des AB0-Blutgruppensystems sein. Hyperakute Reaktionen treten innerhalb kürzester Zeit (oft nur Minuten) nach der Transplantation ein. Sie können große Gerinnungsreaktionen im Blutkreislauf und damit ein systemisches, oft lebensbedrohliches Problem nach sich ziehen. In einem solchen Fall muss das Transplantat sofort wieder entfernt werden. Diese Komplikation ist besonders bei Nierentransplantationen gefürchtet.
Akute Abstoßung
Eine akute Abstoßungsreaktion wird nach allgemeiner Meinung durch T-Lymphozyten ausgelöst. Diese reagieren auf bestimmte Proteine im transplantierten Gewebe, die sich von denen im Körper des Empfängers unterscheiden. Diese Reaktion tritt frühestens einige Tage nach der Transplantation auf, können jedoch auch noch sehr viel später (Monate bis Jahre später) auftreten. Um die aktuen Abstoßungsreaktionen zu verhindern setzt man Medikamente ein, die das Immunsystem des Empfängers schwächen, sogenannte Immunsuppressiva. Seit der Erfindung und standartisierten Anwendung der Immunsuppressiva ist die Inzidenz der akuten Abstoßungsreaktionen deutlich zurückgegangen. Im Gegensatz zur hyperakuten Abstoßungsreaktion ist eine einzelne akute Phase, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird kein Anlass zur Entfernung des Transplantats. In der Regel kommt es erst dann zu einem Organversagen, wenn sich diese Reaktionen zu oft wiederholen.
Chronische Abstoßung
Eine chronische Abstoßung ist ein langsam fortschreitender Prozess, welcher Jahre dauern kann bis das transplantierte Organ oder Gewebe seine Funktion nicht mehr ausreichend ausführen kann. Die Reaktion ist von einer Entzündung der im Transplantat liegenden Blutgefäße gekennzeichnet, gefolgt von einer Fibrosierung und Vernarbung. Dies führt schließlich zu einer Verengung des Gefäßes und somit zu einer Minderdurchblutung des versorgten Gewebes. Ausgelöst werden die Entzündungen durch CD4-T-Effektorzellen, welche in die Gefäßwand einwandern und dort Makrophagen und Endothelzellen stimulieren. Diese Reaktion ist auch unter dem Namen Transplantationsvaskulopathie bekannt. Die Veränderungen der Gefäße sind irreversibel und wenn die Funktion des Organs zu weit eingeschränkt ist, wird in der Regel ein neues Transplantat benötigt.