Tiefes vorderes Resektionssyndrom
Englisch: low anterior resection syndrome
Definition
Das tiefe vordere Resektionssyndrom, kurz LARS, ist eine Komplikation, die nach einer tiefen vorderen Resektion des Rektums, insbesondere bei der Behandlung von Rektumkarzinomen, auftritt. Es ist charakterisiert durch eine gestörte Darmfunktion, die sich in einer Reihe von Symptomen manifestiert und oft zu einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität führt.
Ätiologie
LARS tritt als Folge der chirurgischen Entfernung eines kranken oder betroffenen Teils des Rektums auf, bei der die verbleibenden Darmabschnitte neu verbunden werden. Verschiedene Arten von Anastomosen, wie kolorektale und koloanale Anastomosen sowie ein J-Pouch, können zum Syndrom führen. Eine verkleinerte rektale Kapazität nach der Operation erhöht zudem das Risiko einer Stuhlinkontinenz.
Pathophysiologie
Die Resektion des Rektums und die daraus resultierenden veränderten physiologischen Eigenschaften des Neorektums werden als Hauptursachen für LARS angesehen. Sie führen zu einer veränderten Reservoirfunktion, beeinträchtigter Defäkation und häufigen Toilettenbesuchen. Die Länge des verbleibenden Rektums korreliert mit besseren funktionellen Ergebnissen, diese Wirkung wird jedoch durch vorherige neoadjuvante Therapien gemindert. Die Denervation parasympathischer und sympathischer Nerven erhöht die Beweglichkeit im proximalen Dickdarm und unterbricht Rückkopplungssignale, welche die Darmpassage regulieren.
Klinik
Die Symptome von LARS variieren und umfassen Stuhlinkontinenz, Dranginkontinenz, Verstopfung und Entleerungsschwierigkeiten. Diese Symptome können physische, psychologische, soziale und sexuelle Aspekte der Lebensqualität negativ beeinflussen.
Diagnostik
LARS wird oft übersehen und bleibt unbehandelt, da die Diagnose in der klinischen Praxis selten formal bewertet wird. Die Verwendung eines validierten Instruments wie dem LARS-Score kann entscheidend zur Identifizierung und Bewertung des Syndroms beitragen. Der Score reicht von 0 bis 42 Punkten, wobei höhere Werte auf ein schwerwiegenderes LARS hinweisen.
Therapie
Bisher (2024) gibt es kein einheitliches Vorgehen bei der Therapie von LARS. Konservative Behandlungen für Darmdysfunktionen sollten in der Primärversorgung angeboten werden, einschließlich Ernährungsmanagement, Abführmitteln, Quellstoffen, Antidiarrhoika, Spasmolytika und Physiotherapie. Bei Misserfolg dieser Behandlungen sollte eine Überweisung zur Sekundärversorgung erfolgen.
Chirurgische Rekonstruktionstechniken
Verschiedene chirurgische Techniken wie die gerade koloanale Anastomose (SCAA), die kolonpouch-anale Anastomose (CJPAA) und die transversale Koloplastie (TCP) wurden entwickelt, um LARS-Symptome zu reduzieren. Jede dieser Methoden zielt darauf ab, die Kapazität und Compliance des Neorektums zu verbessern.
Forschung
Forschungen haben gezeigt, dass die Pathophysiologie des LARS eng mit der Compliance und Kapazität des Neorektums zusammenhängt. Studien haben auch die Bedeutung der autonomen Innervation des Kolons und Rektums sowie deren Einfluss auf die Motilitätsmuster hervorgehoben.
Quellen
- Optimal management of low anterior resection syndrome, zuletzt abgerufen am 04.02.2024
- Low Anterior Resection Syndrome: Current Management and Future Directions, zuletzt abgerufen am 04.02.2024
- Coloplast Professional - Tiefes vorderes Resektionssyndrom (engl. Low Anterior Resection Syndrome - LARS), zuletzt abgerufen am 04.02.2024
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