Thermische Desinfektion
Definition
Bei der thermischen Desinfektion handelt es sich um eine Methode der Desinfektion, die auf einer starken Erhitzung der zu desinfizierenden Objekte basiert. Dieser Vorgang verringert die Keimzahl auf ein Niveau, das eine Infektion unwahrscheinlich macht.
Grundlagen
Das Prinzip der Desinfektion wurde im wesentlichen von Joseph Lister und Ignaz Semmelweis geprägt. Schon damals leistet sie einen bedeutenden Beitrag zur Verminderung der Morbidität. In heutigen Tagen stehen hierbei viele unterschiedliche Verfahren und Techniken zur Auswahl.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) teilt die verschiedenen Desinfektionsmittel und speziellen Desinfektionsverfahren nach ihren Wirkspektren ein:
- A: Abtötung von vegetativen bakteriellen Keimen einschließlich Mykobakterien und Pilzen
- B: Inaktivierung von Viren
- C: Abtötung von Sporen des Milzbranderregers Bacillus anthracis
- D: Abtötung von Sporen des Gasbrand- und Tetanuserregers
Durch die weiter unten genannten Maßnahmen werden i.d.R. die Mikroorganismen der Resistenzgruppen A und B erfasst, was völlig ausreichend für den gastronomischen und "normalen" medizinischen Bereich wäre. Im medizinischen Bereich verwendet man diese Maßnahmen insbesondere für die Aufbereitung von Medizinprodukten basierend auf Empfehlungen des Robert Koch-Instituts seit 2001 sogenannte Reinigungs- und Desinfektionsgeräte (RDGs), die nach den jeweils gültigen, aktuellen, rechtlichen Vorgaben validiert sein müssen.[1] [2]
Verfahren
Die thermische Desinfektion basiert auf einer Erhöhung der Umgebungstemperatur, die ab einem gewissen Grad (abhängig von verschiedenen Faktoren) zu einer Verringerung der Keimzahl um mindestens 5 Zehnerpotenzen führen muss (Sterilisationssicherheitsebene 10-5), so dass das Objekt oder die Fläche als desinfiziert angesehen werden kann. Hierbei kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, welche die unterschiedliche Resistenz der Mikroorganismen berücksichtigen.
Verbrennung, Ausglühen, Abflammen
Diese Methode des Verbrennens, Ausglühens oder Abflammens basiert auf dem thermischen Erhitzen durch Flammen. Dieses Verfahren wurde in der Vergangenheit häufig angewendet, ist aber sehr unsicher, da es nicht standardisierbar ist. Heutzutage findet diese Methode lediglich in gewissen Laborbereichen (zum Beispiel beim Ausglühen von Impfösen) und in der thermischen Müllverbrennung Anwendung.
Spülen mit heißem Wasser
Beim Abspülen von Objekten und Flächen mit stark erhitztem Wasser, das mindestens eine Temperatur von über 90°C haben sollte, ist es möglich, bei einer ausreichenden Einwirkzeit (7-20 Minuten) bestimmte Mikroorganismen zu erfassen.
Auskochen
Das Auskochen basiert auf dem Erhitzen von Objekten in kochendem Wasser. Es führt nach einer Kochzeit von 3-5 Minuten zur Abtötung von Mikroorganismen der Resistenzgruppen A und B.
Diese Verfahren gelten aber nicht als eindeutig überprüf- bzw. reproduzierbar und scheiden somit im medizinischen Bereich heutzutage aus. Man spricht hier auch von standardisierten Verfahren gegenüber den gesetzlich geforderten validierten Verfahren.
Dampfdesinfektion
Bei der Dampfdesinfektion werden verschiedene Verfahren unterschieden, deren gemeinsame Grundlage die Anwendung von heißem Wasserdampf ist. Dazu wird in den meisten Fällen eine Temperatur von 121 °C bzw. 134 °C erreicht, da bei dieser Temperatur die größte Sicherheit eines erfolgreichen thermischen Desinfektionsprozesses besteht. Wegen des Temperaturunterschiedes sind nur unterschiedliche, sogenannte Haltezeiten zu gewährleisten, d.h. eine gesicherte Zeitspanne bei einer der oben genannten Temperaturen, um die bereits erwähnte Sterilisationssicherheitsebene 10-5 zu erreichen. In einem RDG genügen zusammen mit den eingesetzten Detergenzien auch nachstehende Temperaturen.
Dampfströmungsverfahren
Beim Dampfströmungsverfahren wird das zu desinfizierende Objekt mit Wasserdampf (100°C) umströmt. Je nach Einwirkzeit können unterschiedliche Resistenzgruppen erfasst werden:
- 5 Minuten Resistenzgruppe A + B
- 15 Minuten Resistenzgruppe C
Fraktionierte Dampf-Vakuum-Desinfektion
Bei der fraktionierten Dampf-Vakuum-Desinfektion wird bei Unterdruck oder Überdruck mit Wasserdampf gearbeitet.
- 20 Minuten bei 75-95°C und Unterdruck Resistenzgruppe A + B
- 1 Minuten 105°C und Überdruck Resistenzgruppe A + B
- 5 Minuten 105°C und Überdruck Resistenzgruppe A + B +C
Dampf-Kreislauf-Verfahren
Im Dampf-Kreislaufverfahren wird das Dampf-Luft Gemisch bei 95-105°C eingesetzt und es kommt nach 15 Minuten zur Abtötung der Resistenzgruppen A +B
Quellen
- ↑ Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz, 2012
- ↑ Infektionsprävention in der Zahnheilkunde – Anforderungen an die Hygiene Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz, 2006
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