Ignaz Semmelweis
Definition
Ignaz Semmelweis war ein ungarischer Chirurg und Geburtshelfer. Er wurde 1818 in Buda geboren und starb 1865 in Wien.
Leben
Nach erfolgreichem Abschluss des Gymnasiums studierte Semmelweis zunächst Philosophie an der Universität Pest, bevor er 1837 nach Wien kam, um Rechtswissenschaften zu studieren. Nur ein Jahr darauf wechselte er zur Medizin und wurde 1844 promoviert. Kurz darauf begann er bereits in einer Brustambulanz in Wien zu arbeiten. 1846 nahm er eine Assistenzarztstelle in der Geburtshilfe des Allgemeinen Krankenhauses in Wien an und arbeitete unter seinem zukünftigen Widersacher Johann Klein.
Hier stieß er auch zum ersten Mal auf die hohen Sterblichkeitsraten der Mütter, die im Krankenhaus am Puerperalfieber (Kindbettfieber) erkrankt waren. Daraufhin stellte er zahlreiche Untersuchungen an, die jedoch nur dazu führten, dass noch mehr Mütter am Puerperalfieber verstarben und er das Vertrauen seitens der Patientinnen einbüßte. Erst als ein ihm bekannter Rechtsmediziner durch ein Skalpell bei einer Obduktion verletzt wurde und nach wenigen Tagen an einer Sepsis verstarb, konnte Semmelweis einen Zusammenhang mit dem Puerperalfieber feststellen. Er führte sein häufiges Auftreten auf mangelnde Hygiene bei Ärzten und Krankenhauspersonal zurück und bemühte sich, Hygienevorschriften einzuführen.
Ärzte und Studenten, die an Obduktionen von am Kindbettfieber verstorbenen Müttern beteiligt waren, desinfizierten sich nie die Hände, da dieser Übertragungsweg zum damaligen Zeitpunkt unbekannt war und Desinfizieren als Zeitverschwendung galt. Noch am selben Tag führten sie Untersuchungen bei werdenden Müttern durch und übertrugen somit zahlreiche Krankheitserreger.
Semmelweis wies seine Mitarbeiter darauf hin, sich vor jeder Untersuchung die Hände mit einer Chlorlösung zu desinfizieren und konnte so die Sterblichkeitsrate auf seiner Station von 12,3% auf 1,3% senken. Diese neuen Erkenntnisse stießen bei seinen Kollegen dennoch ausnahmslos auf Widerwillen und wurden fast grundsätzlich abgelehnt. Konsequenterweise wurde ihm ein Jahr später die Ausübung der ärztlichen Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus Wien verwehrt. Da er ein weiteres Jahr darauf lediglich zum Privatdozenten ernannt wurde, siedelte er kurzerhand nach Pest über und wurde dort einige Jahre später zum Professor für Geburtshilfe ernannt. Diese Universität trägt heute auch seinen Namen und ist überregional bekannt. Hier veröffentlichte er 1861 auch sein bekanntestes Werk: "Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers".
Einweisung in die Psychiatrie und Tod
1865 wurde Ignaz Semmelweis ohne eine Diagnose in die staatliche Landesirrenanstalt Döbling eingeliefert. Zwei Wochen nach seiner Einweisung starb er im Alter von 47 Jahren, offiziell aufgrund einer Sepsis. Nachdem er auf dem Schmelzer Friedhof in Wien beerdigt wurde, kam es 1963 zur Exhumierung und Überführung seiner Überreste in sein Geburtshaus, das heutige Semmelweis Museum für Medizingeschichte. Man fand hierbei multiple Frakturen an Armen, Händen und am linken Brustkorb, die seine offizielle Todesursache zweifelhaft erscheinen lassen.
Semmelweisreflex
Der nach dem Arzt benannte Semmelweisreflex beschreibt die sofortige Ablehnung einer wissenschaftlichen These ohne vorherige Überprüfung.
Werke
- Die Aethiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers, 1861.
- 2 offene Briefe an Dr. J. Spaeth, 1861.
- 2 offene Briefe an Hofrat Dr. C. J. von Siebold, 1861.
- Gesammelte Werke, herausgegeben von D. Györy, 1905.
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