Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom
Synonyme: Testikuläre Feminisierung, komplette Androgenresistenz, Morris-Syndrom
Englisch: complete androgen insensitivity syndrome, CAIS
Definition
Beim Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom handelt es sich um die häufigste Form des Pseudohermaphroditismus masculinus (einer Unterform der Intersexualität), bei der eine komplette Resistenz der Androgenrezeptoren vorliegt. Das Syndrom vererbt sich X-chromosomal-rezessiv und tritt mit einer Häufigkeit von etwa 1: 10 000 auf.
Symptome
Beim Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom liegt ein komplett weiblicher Phänotyp bei einem XY-Karyotypen vor, die Patienten fühlen sich weiblich.
Es treten Bauch- oder Leistenhoden auf, die Patienten weisen bei einer Uterusaplasie eine blind endende Vagina auf, sie sind überdurchschnittlich groß und haben eine fehlende Schambehaarung ("hairless women").
Genetik
Der Defekt beim Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom liegt auf dem langen Arm des X-Chromosoms (Xq11); das für die Androgenrezeptoren kodierende Gen ist mutiert. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Mutationen handelt es sich um Punktmutationen, die eine Veränderung der Aminosäuresequenz nach sich ziehen. Dadurch wird die Molekularstruktur des Androgenrezeptors so verändert, dass die Hormonbindung eingeschränkt ist. Bei einem Teil der Patienten liegt eine so genannte Mosaikmutation vor, d.h. der Patient hat gleichzeitig Zellpopulationen mit intakten und mit mutierten Androgenrezeptoren.
Die genetische Veränderung lässt sich im Rahmen der Pränataldiagnostik durch molekulargenetische Untersuchungen feststellen.
Therapie
Die Indikation zur operativen Entfernung der intraabdominellen Hodenanlagen sollte trotz der Tendenz zur malignen Entartung vorsichtig gestellt werden, da die Datenlage bezüglich des tatsächlichen Risikos nicht eindeutig ist. Der Vorteil einer späten Gonadektomie besteht darin, dass die Pubertät ohne hormonelle Intervention von außen eintritt, da das von den Hoden gebildete Testosteron zu Östrogenen umgewandelt wird.
Die Therapie umfasst u.a. eine Substitution mit weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogen), um eine eindeutige Geschlechtsentwicklung zu ermöglichen. Auch eine Androgenzufuhr scheint das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern, wobei der Mechanismus dieser Wirkung angesichts des bestehenden Rezeptordefekts unklar bleibt.
Insbesondere bei Diagnosestellung und -mitteilung sollte möglichst sensibel verfahren werden. Betroffene sollten das Angebot einer psychotherapeutischen Betreuung erhalten.
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