Temple-Syndrom
Englisch: temple syndrome
Definition
Bei dem Temple-Syndrom, kurz TS, handelt es sich um eine sehr seltene genetische Imprintingerkrankung, die sich im frühen Kindesalter manifestiert und Überlappungen zu anderen syndromalen Erkrankungen zeigt.
Epidemiologie
Das Temple-Syndrom ist sehr selten, die Prävalenz liegt unter 1 zu 1.000.000.
Genetik
Ursächlich ist eine uniparentale Disomie, das heißt, der Betroffene erhält beide Chromosomenkopien von einem Elternteil und keine vom anderen Elternteil. Dies ist beispielsweise auch für das Silver-Russell-Syndrom beschrieben. Beim Temple-Syndrom werden bei der Mehrzahl der Fälle beide Chromosomen 14 von der Mutter vererbt. Im Bereich 14q32 liegen die beiden differentiell methylierten Regionen (DMRs) IG-DMR und MEG3-DMR, die durch Imprinting reguliert werden. Die ausschließlich paternal exprimierten Gene sind daher beim Temple-Syndrom nicht vorhanden, während die ausschließlich maternalen Gene überexprimiert sind.
In anderen Fällen wurden Deletionen am paternalen Chromosom 14 beschrieben oder der Verlust des DNA-Methylierunsgmusters.
Klinik
Das Temple-Syndrom ist unter anderem durch eine prä- und postnatale Wachstumsretardierung und das Vorliegen einer muskulären Hypotonie gekennzeichnet. Bei den betroffenen Kindern bestehen typischerweise Fütterungsschwierigkeiten. Zudem liegen Verzögerungen im Erreichen von motorischen Meilensteinen vor.
Darüber hinaus können beim Temple-Syndrom charakteristische Gesichtsdysmorphien bestehen wie z.B.:
- breiter, prominenter Vorderkopf
- kurze Nase mit flacher Nasenwurzel
- nach unten gerichteter Mundwinkel
- hoher Gaumen
- Mikrognathie
Weitere, seltenere Symptome sind eine stammbetonte Adipositas, die meist im Kindesalter beginnt sowie ein vorzeitiges Erreichen der Pubertät. Manche Patienten weisen Knochendeformitäten auf (z.B. schmale Röhrenknochen).
Diagnostik
Die Diagnose wird per Nukleinsäureamplifikationstechnik, genauer durch eine methylierungssensitive MLPA für die Chromosomenregion 14q32 gestellt.
Therapie
Die Therapie erfolgt symptomatisch.
Literatur
- OMIM - Temple-Syndrom, abgerufen am 24.08.2022
- Orphanet - Temple syndrome, abgerufen am 24.08.2022
- University of Southhampton - Maternal UPD 14 (Temple Syndrome), abgerufen am 24.08.2022
- Gemeinschaftspraxis für Humangenetik & Genetische Labore - Temple-Syndrom, abgerufen am 24.08.2022
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