Stuart-Prower-Krankheit
Synonym: Faktor-X-Mangel
Definition
Die Stuart-Prower-Krankheit ist ein seltener, hereditärer Mangel an Gerinnungsfaktor X. Sie wird autosomal-rezessiv vererbt und tritt mit einer Inzidenz von etwa 1:500.000 auf.
ICD-10 Code
- D68.24: Hereditärer Faktor-X-Mangel
Pathophysiologie
Der Gerinnungsfaktor X, auch Stuart-Prower-Faktor genannt, ist ein zentrales Enzym der plasmatischen Gerinnungskaskade. Ursache der Erkrankung sind meist Missense-Mutationen des F10-Gens am Genlokus 13q34, die zu einem Funktionsverlust des gebildeten Proteins führen. Es existieren sowohl isolierte Faktor-X-Defekte als auch Kombinationen mit Defekten anderer Gerinnungsfaktoren.
Einteilung
Je nach Restaktivität des Faktors X werden zwei Schweregrade unterschieden:
- Schwere Form: weniger als 10 % Restaktivität
- Milde Form: 10 bis 20 % Restaktivität
Symptome
Das klinische Bild ist vom Schweregrad des Mangels abhängig. Typische Symptome sind u.a.:
- verlängerte Nachblutungen, z.B. nach Injektionen oder Operationen
- häufige Schleimhautblutungen wie Epistaxis oder Zahnfleischbluten
- Menorrhagie bei Frauen
Bei schwerem Mangel können Hämophilie-ähnliche Krankheitsbilder auftreten.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt durch labormedizinische Untersuchungen. Typische Befunde sind:
- Verlängerung der partiellen Thromboplastinzeit (aPTT)
- Verminderung des Quick-Werts
Die Diagnosesicherung erfolgt durch Einzelfaktoren-Analyse zur Bestätigung eines Faktor-X-Mangels sowie durch molekulargenetische Untersuchungen.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Blutungsschwere und kann folgende Maßnahmen umfassen:
- Faktor-X-Konzentrat
- Prothrombinkomplex-Konzentrat (PPSB)
- Gefrorenes Frischplasma (GFP), falls Konzentrate nicht verfügbar sind
Literatur
- Kerbl et al., Referenz Pädiatrie, Stuttgart: Thieme, 2024
- Schilling F. In: Kretz F, Becke K, Eberius C (Hrsg.): Anästhesie bei Kindern. 4. Aufl. Stuttgart: Thieme, 2019