Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie
Synonym: extrakorporale piezoelektrische Lithotripsie
Englisch: extracorporal shock wave lithotripsy
Definition
Als extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, kurz ESWL, bezeichnet man die nichtinvasive mechanische Zertrümmerung von Präzipitaten (vor allem Nierensteinen und Harnleitersteinen, aber auch z.B. Gallensteinen) durch fokussierte Stoßwellen.
siehe auch: intrakorporale Lithotripsie
Verfahren
Die Stoßwellen werden über einen Generator in Form energiereicher kurzgepulster Schallwellen erzeugt und über einen auf die Haut aufgelegten Sender in den Körper geleitet. Die Schallwelle läuft im Körper konzentrisch zu einem Fokus zusammen. Daher ist die Eintrittsfläche an der Haut relativ groß und die Haut wird nicht stark traumatisiert. Das zu zertrümmernde Konkrement muss möglichst genau im Fokus der Stoßwelle positioniert werden.
Entsprechende Stoßwellengeneratoren sind zumeist in Therapieeinheiten (ESWL-Anlagen) integriert, die über bildgebende Verfahren (Röntgen, Sonographie) die Ortung der Konkremente ermöglichen. Zur Zertrümmerung eines Steines werden in der Regel mehrere hundert Stoßwellen appliziert.
Indikationen
Anwendungsgebiete der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie sind u.a.:
- Litholyse-resistente Steine der ableitenden Harnwege
- Cholelithiasis mit mechanisch nicht zu entfernende Gallensteine (siehe auch: ERCP, Dormiakörbchen), sowie
- Kalzifikationen von
- Haut (Calcinosis cutis) oder
- Gelenke, insbesondere Schulter (Tendinosis calcarea)
Zertrümmerte Harn- und Gallensteine werden nach erfolgreicher Lithotripsie auf natürlichem Wege ausgeschieden.
Die Erfolgsrate der Harnsteinbehandlung mittels ESWL beträgt 80 %.
siehe auch: Extrakorporale Stoßwellentherapie (Orthopädie)
Geschichte
Die extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie wurde in Deutschland von der Fa. Dornier entwickelt, der erste routinetaugliche Lithotripter hieß Dornier HM3 (Human Model 3) und kam 1980 auf den Markt. Die Stoßwellen wurden in diesem Gerät durch die Zündung eines elektrischen Funkens unter Wasser erzeugt. Der Patient lag ebenfalls in der wassergefüllten Wanne, die auch als "teuerste Badewanne der Welt" bezeichnet wurde. Das Wasser wurde benötigt, um eine gute Schallleitung zu erzielen.
Die Geräte wurden rasch weiterentwickelt, der Stoßwellengenerator wird heute nur noch über ein Wasserkissen an Bauch oder Rücken des Patienten gepresst.
siehe auch: Ultraschalltherapie